Sonntag, 18. Februar 2018

Bitcoin: Währung oder Token?


Bargeld ist die Grundlage des Geldsystems, hat Prof. Martin Hellwig auf dem 4. Bargeldsymposium der Deutschen Bank am vergangenen Mittwoch gesagt.

Der technische Fortschritt macht bargeldlosses Zahlen immer bequemer. Und doch hat das Bargeld weiterhin seine Berechtigung, hat Jens Weidmann in seiner Eröffnungsrede zum gleichen Event unterstrichen.

Auch der EZB-Rat bekennt sich klar zum Bargeld.

Interessant war zu hören, wie der Präsident der Deutschen Bundesbank auf die Frage einging, ob digitales Geld, das Geld, wie wir es kennen, verdrängen könnte.

In jüngster Zeit erleben wir zwar einen regelrechten Bitcoin-Hype, aber die Begriffe Geld und Währung lassen sich nur eingeschränkt auf Bitcoin und auf die 1'500 anderen Krypto-"Währungen" anwenden, hat Weidmann festgehalten.

Geld ist, was die Funktionen des Geldes erfüllt: Zahlungsmittel, Wertspeicher und Recheneinheit.




Was ist Bitcoin? Graph: ECB in: What is Bitcoin?, Febr 13, 2018


Kryptowährungen erfüllen diese Funktionen nur eingeschränkt, weshalb der Begriff Krypto-Token besser passt, so Weidmann als Fazit.

Wo er recht hat, hat er recht.

Als Zahlungsmittel finden Bitcoin und Co nämlich bislang kaum Verwendung. Der Netzwerkeffekt, der etwa beim Bargeld zum Tragen kommt, besteht bei Krypto-Token nicht. (*)

Bemerkenswert ist, dass auch die EZB sich vergangene Woche mit dem Thema Bitcoin befasst hat.

In einem "explainer" erklärt die EZB, dass es sich dabei im Wesentlichen um einen digitalen Token handelt, der elektronisch ausgetauscht werden kann. 

Es existiert nicht in physischer Form. Bitcoins werden von einem Computernetzwerk, das komplexe mathematische Formeln verwendet, und nicht von einer einzigen Behörde oder Organisation erstellt und verfolgt.


Der Wert der von Hackers gestohlenen Krypto-Tokens beläuft sich auf mehr als 1 Mrd. USD in den vergangenen Jahren, Graph: Bloomberg Technology, Jan 29, 2018


Also virtuell, ja, aber Währung, nein. Warum nicht?

Es hat keine Deckung:

Bitcoin wird nicht von einer zentralen öffentlichen Behörde ausgegeben. Wenn Sie z.B. eine 10-Euro-Note haben, garantiert die EZB das Recht, damit überall im Euroraum zu bezahlen. Niemand gewährleistet Ihr Recht, Bitcoin zu verwenden, geschweige denn seinen Wert stabil zu halten.

Es findet keine allgemein akzeptierte Form der Zahlung:

Es gibt nur wenige Orte, wo man mit Bitcoin zahlen kann. Und selbst dann, finden Transaktionen langsam und teuer statt.

Benutzer sind nicht geschützt:

Wenn Hacker Ihr Bitcoin stehlen, gibt es keinen rechtlichen Schutz.

Es ist zu schwankungsanfällig:

Eine Währung sollte ein verlässlicher Wertspeicher sein, damit Sie sicher sein können, dass das Geld, das Sie haben, heute mehr oder weniger die gleiche Menge an Dingen wie morgen oder nächstes Jahr kaufen wird. Bitcoin ist nicht stabil: Bitcoin's Wert schiesst durch die Decke und stürzt dann dramatisch ab, und zwar innerhalb von wenigen Tagen.


Tokens: Geldbeschaffung via ICO (Initial Coin Offerings) im Jahr 2017: 6,8 Mrd. USD, Graph: BloombergTV, Jan 22, 2018 


Wenn es keine Währung ist, was ist es?

Bitcoin ist ein spekulativer Vermögensgegenstand (asset). M.a.W. ist es etwas, auf das man setzen kann, um einen Profit zu machen, wobei das Risiko besteht, dass man den ganzen Einsatz verliert.

Will die EZB Bitcoin verbieten?

Es liegt nicht in der Verantwortung der EZB, Bitcoin oder andere Krypto-Token zu verbieten oder zu regulieren. Angesichts des mangelnden Verbraucherschutzes ist es jedoch wichtig, Vorsicht walten zu lassen.



(*) Eine Bitcoin-Transaktion verbraucht sage und schreibe 460'000mal mehr Strom als eine gewöhnliche Überweisung.



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