Mittwoch, 6. September 2017

Bitcoin: Storytelling für Millennials


Der diesjährige 380% Anstieg des Bitcoin-Preises ist keine Anomalie, sagt die Bank of America Merrill Lynch (BoAML): es ist symptomatisch für eine neue Ära der grösseren Booms & Busts.

Die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (quantitative easing) von der BoJ bis zur Fed hat die Märkte mit fast 14'000 Mrd. USD Stimulus gefüttert und damit die Preisschwankungen geglättet, was die Marktteilnehmer verführt hat, die Volatilität leer zu verkaufen (short) und gleichzeitig die Risikobereitschaft zu vervielfachen, lautet die Aussage der Analyse.

Die grosszügige Gabe der Zentralbanken nach der GFC von 2008 scheint nach Meinung der Analysten der US-Investmentbank schnellere und steilere Kursgewinne in Vermögenswerten im historischen Vergleich zu induzieren.

Der bullische Kredizyklus werde demnach erst enden, wenn die grosse Zuflüsse unterbleiben. Die Stimmung werde abklingen, wenn die Marktteilnehmer angesichts eines „Inflationsschocks“ an ein Ende der Niedrigzinsen glauben.

Das bedeutet m.a.W., dass die Analysten nicht denken, dass wir uns am Rande eines kurz bevorstehenden Bubble-Knalls befinden.


Bitcoin, Graph: Bloomberg


Das beste aktuelle Beispiel eines irrationalen Überschwangs oder einer Spekulationsblase ist Bitcoin, sagt Robert Shiller in einem aktuellen Interview mit Quartz.

Das Ganze hat mit der motivierenden Qualität der Bitcoin-Story zu tun, ergänzt der an der Yale University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Seine Studenten an der Uni spitzen die Ohren, wenn er über Bitcoin rede. Was ist aber so aufregend? Was ist die Bitcoin-Geschichte?

Es beginnt mit Satoshi Nakamoto. Die geheimnisvolle Gestalt, die vielleicht real ist oder nicht: sie wurde nie gesichtet. Das hat eine nette Geheimnisqualität.

Er hatte die schlaue Idee über die Verschlüsselung und Blockchain und ein öffentliches Register (public ledger). 

Und diese Idee ist irgendwie so mächtig, dass sie von den Regierungen nicht einmal gestoppt werden kann. Es passt gut in die Angst in der Gegenwart, beschreibt Shiller das Phänomen weiter.

Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler meint damit die grundlegende Angst der Menschen vor der Digitalisierung und der Computer-Ära, wo sie sich fragen, wo ihr Platz in dieser neuen Welt ist. Wo stehe ich in 10, 20 oder 30 Jahren?

Und Bitcoin passt irgendwie dazu und vermittelt ein Gefühl der Stärke:

„Ich kann nun spekulieren und reich werden, und damit über dem Geschehen stehen“. Darin sehen die Menschen eine Art Lösung der grundlegenden Zukunftsangst, so Shiller als Fazit. 

Aber er arbeite am Thema weiter.

Grosse Dinge passieren, wenn jemand eine richtige Story erfindet und sie entsprechend verbreitet wird.


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