Dienstag, 16. Mai 2017

IWF fordert von Deutschland Lohnwachstum

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat gestern in Berlin Empfehlungen für die deutsche Wirtschaftspolitik vorgelegt.

In den im Anschluss der „Artikel IV – Consultation“ erfolgenden Beratungen betont der IWF, dass ein nachhaltiger Anstieg der Löhne und Kosten in Deutschland erforderlich sind, um die Inflation im Euro-Raum anzuheben und die Normalisierung der Geldpolitik zu erleichtern.

Die Verfasser des Berichtes bekräftigen subtil, dass die anhaltende Lohnmoderation für die langwierige Niedriginflation in Deutschland verantwortlich ist, weshalb auch die Normalisierung der monetären Bedingungen sich im Euroraum hinauszögern.

Mit länger anhaltenden Niedrig-Zinsen gehen laut IWF höhere Risiken für die finanzielle Stabilität einher, sodass die Neuausrichtung der Wettbewerbsfähigkeit im Euroraum erschwert werde.

Deshalb sollen die Behörden in der Öffentlichkeit mit Nachdruck daraf hinweisen, wie wichtig ein robustes Lohnwachstum und Preisanstieg in der gegenwärtigen Konjunktur sind.


Wie schwer sich die wirtschaftliche Erholung im Euroraum tut, gemessen an der Zahl der Quartalen seit der Rezession, im Vergleich zu USA, Graph: Peter Praet, ECB, May 15, 2017


Dass eine stärkere Lohndynamik die Nachfrage anregen und die Binnenkonjunktur animieren würden, pfeifen die Spatzen längst von den Dächern.

In diesem Zusammenhang fordert der IWF von Deutschland, den enormen Überschuss in der Leistungsbilanz zu verringern und das Wachstumspotential mit Investitionen (physische und digitale Infrastrukturen, Kinderbetreuung, Flüchtlingsintegration usw.) zu fördern und das Arbeitskräfteangebot zu stützen, um die Produktivität zu steigern.


Produktionslücke (output gap) im Euroraum, Graph: Peter Praet, ECB, May 15, 2017


Eine Tatsache ist jedoch, dass es schwer wird, die Produktionslücke (output gap) zu schliessen, solange Berlin an der sog. „schwarzen Null“-Politik festhält.


Wachstumserwartungen im Euroraum 6-10 Jahre voraus, Graph: Peter Praet, ECB, May 15, 2017


Da die Investitionen fehlen und die Ausgaben gekürzt werden, finden arbeitslose Menschen in einem Arbeitsmarkt, der von Lohnkürzungen, Billigjobs und Leiharbeit geprägt ist, keine angemessene Beschäftigung, wie in den von Peter Praet, dem Mitglied des EZB-Direktoriums gestern vorgestellten Abbildungen deutlich hervorgeht.

Es ist vor diesem Hintergrund kein Wunder, dass die Unterbeschäftigung im Euroraum bestehen bleibt.


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