Freitag, 3. Februar 2017

Trump, Deutschland und Euro

Peter Navarro, ein Berater des US-Präsidenten Donald Trump hat in einem Gespräch mit FT aus London gesagt, dass Deutschland den „stark unterbewerteten“ EUR nutzt, um die USA und die EU-Partner auszubeuten. 

Deutschland sei eine der wichtigsten Hürden für ein US-Handelsabkommen mit der EU, so Navarro weiter.

Zur Erinnerung: Trump hat neulich die EU als ein Gefährt für Deutschland bezeichnet.

Abgesehen davon, dass es kein gutes Ziel aus Sicht der US-Wirtschaftsdiplomatie ist, liegt Navarro leider richtig, schreibt Paul Krugman in seinem Blog bei NYTimes dazu.

Warum?

Deutschland hätte ohne EUR sicherlich keine unterbewertete Währung. 

In der folgenden Abbildung zeigt Krugman den Verlauf der deutschen Preise (gemessen am BIP-Deflator) seit der EUR-Einführung im Vergleich zum Verlauf der Preise in Spanien. Spanien ist hier als Proxy für das gesamte Südeuropa zu verstehen.



Der Verlauf der Preise in Deutschland im Vergleich zum Verlauf der Preise in Südeuropa (gezeigt am Beispiel von Spanien als Vertreter für den Rest der Region), Graph: Paul Krugman im Blog NYTimes


Dadurch wird auch deutlich, warum Deutschland das gemeinsam vereinbarte Inflationsziel (ca. 2%) im Euroraum seither unterbietet und damit gegen eine EU-Vereinbarung verstösst.

Deutschland hat mit der EUR-Einführung begonnen, seine Überschüsse im Aussenhandel sowohl gegenüber der EU als auch den USA auszuweiten. 

Die reale Abwertung wurde durch Lohnzurückhaltung (gemessen an Lohnstückkosten) ausgelöst, beschreibt Heiner Flassbeck in Makroskop

In rund 15 Jahren ist Deutschlands Exportanteil von 30% auf 50% des BIP gestiegen. Nur ein Merkantilist schafft das, fügt Flassbeck hinzu.

Die relative Lohnsenkung ohne Abwertung lässt sich in der zweiten Abbildung am Verlauf des privaten Konsums im Binnenmarkt beobachten.



Deutschlands reale Exporte im Vergleich, Graph: Heiner Flassbeck in Makroskop


Es gibt keine Balance zwischen Export und Binnenmarkt. Während der Export durch die Decke schiesst, kommt der private Verbrauch kaum vom Fleck.


Deutschlands reale Exporte im Vergleich zum Verlauf des privaten Verbrauchs im Binnenmarkt, Graph: Heiner Flassbeck in Makroskop

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Ohne Lohnwachstum ist der Konsum schwer zu beleben. Der Einzelhandelsumsatz, der flach ist wie ein Brett, ist in Deutschland zuletzt in Dezember real um 1,1% zurückgegangen.

Bemerkenswert ist, dass fast alle 3,2 Millionen Stellen, die im Euroraum in den vergangenen Jahren geschaffen worden sind, auf den Dienstleistungssektor entfallen, wie in Economic Bulletin, Issue 6, 2016 der EZB zu lesen ist.

Mehr als 70% davon wiederum betreffen zwei Zweige der Dienstleistungen: 1) Handel und Verkehr und 2) Geschäfts- und Verwaltungsdienstleistungen.

Brad DeLong hebt in seiner Kolumne bei Project Syndicate hervor, dass der Rückgang der Stellen (manufacturing employment) in der US-Herstellung v.a. zwei Gründe hat: Produktivitätswachstum und Nachfrageschwäche.


US Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe, Graph: Martin Wolf in FT


Fazit: Eine reale Abwertung in einem Land mit steigenden Überschüssen in einer Währungsunion (EMU) via Lohnzurückhaltung bedeutet Verluste an Einkommen und Arbeitsplätzen in einem Land mit steigenden Defiziten.



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