Samstag, 24. Oktober 2015

Liquiditätsfalle und Geld stinkt nicht

Die unkonventionelle Geldpolitik zur Überwindung der Liquiditätsfalle erweist sich als mühsam und langwierig:

Die Arbeitslosigkeit ist zwar etwas zurückgekommen, aber sie verharrt immer noch auf einem hohen Niveau. Die Nachfrage ist schwach. Das Wachstum stagniert. Die Produktionslücke ist negativ. Inflation liegt deutlich unterhalb der Zielmarke.

Was ist zu tun, um der Liquiditätsfalle entkommen?

Ökonomen auf beide Seiten des Atlantiks schlagen radikale Massnahmen vor: Die Rede ist z.B. von Helicopter Money und QE for People, um nur die auffälligsten zu nennen.

Was ist aber der Unterschied zwischen einer expansiven Fiskalpolitik, die durch die Kreditaufnahme finanziert wird und dem Drucken von Geld und im Folgeschritt der Verteilung des Gelds an die Menschen.

Es gibt zwei Differenzen, sagt Roger Farmer in seinem Blog:




Rendite der Staatspapiere mit 2 Jahren Laufzeit: USD versus EUR, Graph: Morgan Stanley

(1) eine expansive Fiskalpolitik, wie sie von Keynesianern vorgeschlagen wird, zielt auf Investitionen in Infrastruktur ab. Die mit dem Geld finanzierten Zahlungen an die Menschen würden dann von Menschen für den Konsum ausgegeben.

(2) eine expansive Fiskalpolitik, wie sie von Keynesianern nahegelegt wird, wird durch die Ausgabe von langfristigen Anleihen finanziert. Die mit dem Geld finanzierten Zahlungen an die Menschen (für den Konsum) würden mit Geld drucken finanziert.

Infrastrukturausgaben sind z.B. in den USA bitter nötig. Es ist aber nicht notwendig, auf einer soliden Kosten-Nutzen-Analyse zu entscheiden, welche Projekte sich lohnen und welche nicht, argumentiert der an der UCLA lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.

Er würde das Geld in die Hand der Menschen drücken, anstatt damit Brücken zu bauen.

Farmer würde daher Investitionen im Privatsektor vorziehen, anstatt es der öffentlichen Hand zu überlassen, die Investitionen zu tätigen. Es gebe aber seiner Meinung nach auch gute Argumente für mehr öffentliche Infrastrukturprojekte.

Eine Brücke soll gebaut werden, wenn sie notwendig ist. Aber das Projekt soll mit dem Drucken von Geld (printing money) finanziert werden, nicht mit der Ausgabe von Anleihen mit 30 Jahren Laufzeit.

Wenn der Entscheid zu Gunsten von expansiver Fiskalpolitik gefällt wird, fragt sich dannt, wie die Finanzierung erfolgen soll. Geld drucken oder Anleihen ausgeben? Das Lehrbuch sagt im Grunde genommen, dass es keine Rolle spielt. Denn an der Nullzins-Grenze  (zero lower bound) sind Papiere mit 3 Monaten Laufzeit und Bargeld gleichwertige Substitute.

Farmer ist aber anderer Ansicht. Er sagt, dass es auf die Zusammensetzung der Staatsverbindlichkeiten ankommt, weshalb er dem Privatsektor mehr Vertrauen schenke.

PS: Keynes hatte Zweifel an der Wirksamkeit der Geldpolitik in einer Liquiditätsfalle. Daher war es nach 2008 von Anfang an richtig, die QE-Politik als “second-bestpolicy zu betrachten, solange die expansive Fiskalpolitik aus politischen Gründen nicht zum Einsatz kommt.













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