Mittwoch, 19. August 2015

Was heisst eigentlich eine niedrige Realrendite?

Je länger die träge Erholung der Wirtschaft anhält, desto mehr rückt das Thema “niedrige Realzinsen” ins Zentrum der ökonomischen Analyse.

Ben Bernanke  hat sich damit mit seinem ersten Eintrag in seinem neuen Blog auseinandergesetzt und hervorgehoben, dass es sich dabei nicht um eine kurzfristige Abweichung, sondern um einen langfristigen Trend handelt.

Larry Summers spricht in diesem Zusammenhang von “secular stagnation”.

Stephen Williamson deutet heute in seinem Blog auf einen interessanten Aspekt hin: Die Teilnehmer an der Diskussion scheinen zum Teil davon auszugehen, wie wenn die Rendite der Staatsanleihen und der Ertrag von Kapitaleinsatz übereinstimmen würden.

Gemessen an herkömmlichen Messwerten ist die Rendite der Staatspapiere zwar niedrig, aber der Ertrag auf das Kapital nicht, hält der Vice President der Economic Research Abteilung der Fed St. Louis fest.



Reale Kapitalerträge, Graph: Paul Gomme, B. Ravikumar and Peter Rupert, Secular Stagnation and Returns on Capital in: Economic Research, Fed St. Louis

John Cochrane hat neulich in seinem Blog unterstrichen, dass die heutige Produktionsfunktion viel weniger Sachkapital braucht, um die gleiche Produktivät herzustellen. Ein Stahlwerk in den 1930er Jahren hat eine Menge an angesammelten Ersparnissen gebraucht.

Facebook hingegen hat ein Gebäude in der Grössenordnung eines Basketballplatzes und das Unternehmen ist Milliarden wert. Aber es hat vergleichweise relativ wenig an gespartem Geld gebraucht, um sein Geschäft in Gang zu setzen (start up).

Wenn Technologie sich so bewegt, dass das Human-, nicht das Sachkapital das Herzstück des K (capital) in der Gleichung F(K,L) ausmacht, dann mag das Produktivitätswachstum die Zinsen auf lange Sicht bestimmen. Aber auf dem Übergangspfad sind die Zinsen niedrig, so der an der Chicago University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Was aber, wenn wir tatsächlich den Ertrag auf Kapital messen wollen? Als Abhilfe, um auf die Frage zu antworten, verweist Williamson auf eine aktuelle Studie, die im Rahmen von Economic Research bei der Fed St. Louis vorgelegt wurde. Gomme, Ravikumar und Rupert präsentieren die oben dargestellte Abbildung.

Williamson's Schlussfolgerung ist, dass die Rendite der Staatsanleihen mit dem Kapitalertrag nicht deckungsgleich sein muss.



Keine Kommentare: