Donnerstag, 19. März 2015

Schwedens Negativzinsen und Ökonomenstreit

Die schwedische Zentralbank hat Zinsen weiter gesenkt: Der Leitzins wurde um 0,10% auf minus 0,25% reduziert. Zugleich hat die Riksbank gestern in Stockholm mitgeteilt, dass sie den Ankauf von Staatsanleihen auf 30 Mrd. SEK (rund 3,2 Mrd. EUR) erhöhen will. Im Februar hatte sie noch ein Anleihekaufprogramm von 10 Mrd. SEK angekündigt.

Die Riksbank versucht, mit unkonventionellen Massnahmen wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Zentralbank von Dänemark die Deflationsgefahr abzuwehren. Die SEK hat im vergangenen Monat um 4% gegenüber dem EUR an Wert gewonnen. Die schwedische Inflationsrate hat zum ersten Mal seit sieben Moanten im Februar annualisiert einen positiven Wert verbucht.

Die Riksbank will nach eigenen Angaben minus 0,25% bis in die zweite Jahreshälfte von 2016 beibehalten. Bemerkenswert ist, dass Per Jansson, Vize-Gouverneur der Riksbank vor zwei Tagen in einem Interview („Krugman is told to read more, write less“) mit Bloomberg versucht hat, die unhaltbare Geldpolitik zu verteidigen. Gemeint ist die Straffung der geldpolitischen Zügeln im Sommer 2010 bzw. Sommer 2011, als die schwedische Zentralbank die Zinsen von 0,25% auf 2% anhob.

Dass das ein Armutszeugnis ist, erläutert Lars E.O. Svensson, der ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Riksbank in seinem Blog ausführlich.


Riksbank: Schweden‘s Leitzinsen, Graph: WSJ


Die Inflationsprognose der Riksbank war damals unter dem Inflationsziel und die Prognose für die Arbeitslosenquote lag über der Schätzung der Riksbank von einer langfristig nachhaltigen Rate, unterstreicht der an der Universität Stockholm lehrende Wirtschaftsprofessor.

In einer solchen Situation ist Lockerung, nicht Straffung der Geldpolitik die richtige Massnahme, weil erst dadurch ermöglicht wird, dass sich eine Zentralbank ihrem Zielwert annähert. Eine Zinserhöhung bringt die Zentralbank weit weg vom erstrebten Ziel. Und die damals eingesetzte Geldpolitik ist daher unhaltbar, hebt Svensson hervor.

Wie in der folgenden Abbildung deutlich zu sehen ist, waren die Prognosen für Inflation und Arbeitslosigkeit durch die Fed und die Riksbank sehr ähnlich. Angesichts der ähnlichen Erwartungen hat die Fed mit der Lockerung der Geldpolitik richtig gehandelt. Die Riksbank hingegen hat die Zinsen wider besseren Wissens erhöht.


Prognosen (Inflation und Arbeitslosigkeit) von Fed und Riksbank im Vergleich, Graph: Prof. Lars E.O. Svensson

Jansson’s Aussage im Bloomberg-Interview, dass Paul Krugman vorerst die Fakten studieren müsse, um Riksbank öffentlich zu kritisieren, überzeugt daher nicht, hält Svensson als Fazit fest.


BIP im Vergleich: USA versus Schweden, Graph: Prof. Lars E.O. Svensson



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