Dienstag, 17. Februar 2015

Strukturelles Haushaltsdefizit: Griechenland versus Irland

Strukturelles Haushaltsdefizit gibt an, was der Haushaltssaldo (Staatseinnahmen – Staatsausgaben) wäre, wenn die Zinszahlungen nicht berücksichtigt würden und die Wirtschaft Vollbeschäftigung hätte.

Kevin O’Rourke deutet in seinem Blog darauf hin, dass es derzeit Diskussionen darüber gibt, dass Griechenland genau wie Irland seine Medizin nehmen soll.

Macht es Sinn?

Mit der folgenden Abbildung argumentiert der am Trinity College Dublin lehrende Wirtschaftsprofessor, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen den beiden Ländern gibt. Ein Vergleich lässt sich nicht ziehen. Zumal die griechische Wirtschaft viel grösser ist als die kleine und sehr offene irische Wirtschaft.

Griechenland hat zudem mehr „Reformen“ realisiert als Irland. Die Griechen haben also viel mehr Austerität ertragen müssen als die Iren. Die irische Regierung soll es unterlassen, sich als Vorbild in Sachen Austerität anzupreisen und stattdessen mehr Solidarität zeigen, so O’Rourke.

Schliesslich ist eine weniger deflationäre und weniger Gläubiger-freundliche Eurozone auch im Interesse von Irland. Vorausgesetzt, dass Irland in der Eurozone bleibt.


Strukturelles Haushaltsdefizit: Griechenland versus Irland, Graph: Prof. Kevin O’Rourke in: the Irish Economy

PS: Der um die Konjunktur bereinigte Saldo im Haushalt, bekannt auch als Staatshaushalt bei Vollbeschäftigung, das heisst, dass der Saldo ausgeglichen ist, wenn die Wirtschaft bei Produktionspotenzial (potential GDP) ist.


Auch Paul Krugman liefert dazu in seinem Blog eine bemerkenswerte Abbildung (Primärhaushalt): Wie dem Chart zu entnehmen ist, hat Griechenland viel mehr Austerität über sich ergehen lassen als diejenigen Länder, die als vermeintliche Erfolgsgeschichten zitiert werden.


Primärhaushalt, Griechenland und andere Länder, die AUsterität erleiden, im Vergleich, GraphProf. Paul Krugman in NYTimes


Im Grunde genommen agiert die irische Regierung - Griechen beschimpfend  - gegen die eigenen Bürger.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hast du auch Daten für die Slowakei, die ja auch gerne als Kontrast/Vorbild in den Medien dargestellt wird?