Montag, 9. Juni 2014

Negativzinsen im Euro-Raum und Banken

Die EZB hat am 5. Juni 2014 einen Negativzinssatz (-0,10%) für die Einlagefazilität eingeführt. Der Negativzinssatz gilt auch für die das Mindestreserve-Soll übersteigenden durchschnittlichen Reserveguthaben sowie für sonstige Einlagen im Eurosystem.

Das Ziel ist, durch die Zinssenkung, ja sogar mit Hilfe von negativen Zinsen die Wirtschaft im Euro-Raum anzukurbeln, sodass die Inflationsrate wieder dem Zielwert der EZB von 2% näher kommt.

Jeffrey Frankel bemerkt in seinem Blog dazu, dass EZB’s neuartige Geldpolitik in Sachen Interventionen im Devisenmarkt weitaus knapp bleibe, was Kauf von USD gegen den EUR angeht.

Selbst wenn die EZB später eine QE-Politik lancieren würde, mache sie keine Anstalten, US-Staatsanleihen gegen den EUR zu erwerben, so der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Auch James Hamilton vertritt in seinem Blog die Meinung, dass die Banken sich aufgrund der negativen Verzinsung der Einlagen in Zukunft an kurzfristige Staatspapiere wenden werden. Anstatt Strafzinsen zu entrichten, würden die Banken Papiere mit 3 Monaten Laufzeit kaufen, wie Dänemarks jüngste Erfahrung mit Negativzinsen nahelege.

Wenn alle Banken so handeln würden, würde der Kurs der kurzfristigen Staatspapiere steigen bzw. die Rendite fallen. Wenn die Rendite dadurch negativ würde, wären die Banken indifferent, ob sie Staatspapiere mit Negativrendite halten oder die Einlagen bei Negativzinsen bei der EZB belassen, legt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Es ist jedoch möglich, dass die Banken sich aufgrund dieser Entwicklung dann am langen Ende der Ertragskurve positionieren. Alles in Allem würde sich aber die Summe der gesamten Einlagen dadurch nicht verändern.

Die Hoffnung ist daher, dass alle Marktteilnehmer aufgrund der überteuerten Anlagewerte und einer sich abschwächenden Währung veranlasst sähen, Kredit aufzunehmen und damit die Ausgaben zu erhöhen, und die Inflationsrate wieder in Richtung des Zielwertes von 2% ansteigt, erklärt Hamilton weiter.

Ein Nachteil ist laut Hamilton, dass die Banken gerade zu dem Zeitpunkt, wo sie versuchen, ihre Kapitalisierung (capital buffer) zu stärken, mit Negativzinsen unnötig geahndet werden.


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