Dienstag, 15. April 2014

Zusammenhang zwischen Lohnstückkosten und Inflation

Die Länder in der Europäischen Währungsunion (EMU) haben die Möglichkeit aufgegeben, eine nationale Geldpolitik zu betreiben, um stattdessen ein gemeinsam festgelegtes Inflationsziel zu verfolgen.

Wer aber versucht, seine Wettbewerbsfähigkeit durch Lohnsenkungen zu erhöhen, unterläuft das gemeinsame Inflationsziel. Und der Druck auf die Löhne löst mit der Zeit disinflationäre Kräfte aus.

Die Inflation lässt sich aufgrund der Entwicklung der Lohnstückkosten sehr gut erklären. Es gibt nämlich einen eindeutigen statistischen Zusammenhang, wie in den von Heiner Flassbeck neulich im Rahmen eines Referats in Washington vorgelegten Abbildungen zu sehen ist.




Druck auf Löhne (Lohn-Dumping) erzeugt im Euro-Raum Deflation, Graph: Prof. Heiner Flassbeck, April 2014, Washington

Wenn die Länder im Euro-Raum ferner gezwungen werden, ihre wirtschaftlichen Probleme via interne Abwertung (d.h. Lohnsenkungen) zu lösen, verstärkt sich die Deflationsgefahr.


Der entscheidende Zusammenhang zwischen Lohnstückkosten und Inflation, Graph: Prof. Heiner Flassbeck, April 2014, Washington

Da die Einkommenssituation der privaten Haushalte sich im Euro-Raum in den vergangenen Jahren aufgrund der harschen Sparmassnahmen (fiscal austerity) deutlich verschlechtert hat, verharrt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage schwach, wie man auch am trägen Verlauf des Einzelhandels ablesen kann.

Zu Inflation kann es also v.a. durch (a) hohe Nachfrage oder (b) steigende Kosten kommen. Beide Faktoren aber ruhen im Euro-Raum, und zwar seit mehreren Jahren. Kein Wunder, dass die niedrige Inflation hartnäckig ist.



Austeritätspolitik und Elend: 
Reale Löhne und Arbeitslosigkeit in Griechenland, Graph: Prof. Heiner Flassbeck, April 2014, Washington




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