Freitag, 25. April 2014

Wie unterbezahlte deutsche Arbeitskräfte Euro-Krise verschlimmern

Da die Produktionsfaktoren im Euro-Raum unterausgelastet sind, besteht eine Produktionslücke (output gap). Die Preise können kaum steigen. Und sie haben allmählich begonnen, zu fallen.

Einige Ökonomen auf beiden Seiten des Atlantiks hatten bereits vor einigen Jahren darauf hingewiesen, dass das Ergebnis der von der EU-Kommission verordneten Politik der „internen Abwertung“ (sprich Lohnsenkung) Deflation sein werde.

Mittlerweile mehren sich Anzeichen auch für die Mainstream-Medien, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage fehlt, sodass sie anfangen, über die negativen Auswirkungen der drohenden Deflationsgefahr zu berichten.

Ohne eine klare Veränderung der Lohnpolitik können die deflationären Risiken in Europa nicht abgewehrt werden, schreibt Friederike Spiecker in einem lesenswerten Blog-Eintrag in flassbeck-economics.

Sie vertritt die Ansicht, dass die Löhne v.a. in einer Währungsunion wie der EWU dem Produktivitätswachstum plus der von der EZB angestrebten Inflationsrate im Euro-Raum steigen müssen, damit die Lohnstückkosten in den einzelnen Ländern nicht auseinander laufen und keine grosse Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit entsteht.

Da die Lohnsteigerung in Deutschland zu schwach war, wurde die Voraussetzung für den erfolgreichen Aussenhandel in der EWU nicht geschaffen. Folglich wurden die Länder an der EU-Peripherie gegen die Wand gedrückt, woraus mit der Zeit hohe Haushaltsdefizite erwachsen sind.




Die deutsche Lohnsteigerung war von 2000 bis 2010 zu moderat, Graph: Neil Irwin in NYTimes



In einem kürzlich in NYTimes erschienenen Artikel wird mit ein paar eindrücklichen Abbildungen kurz erläutert, wie die unterbezahlten Arbeitskräfte in Deutschland die Euro-Krise verschärfen.

In Deutschland, der grössten Volkswirtschaft Europas ist das Einkommen (nach Steuern) der Menschen in der Mitte der Einkommensverteilung um 1,4% gestiegen, nicht pro Jahr, sondern insgesamt.

Schaut man sich die Daten über einen längeren Zeitraum an, stellt man fest, dass es dem normalen deutschen Arbeitnehmer von 1990 bis 2010 nicht besonders gut gegangen ist. Das Median-Pro-Kopf-Einkommen ist um 7,5% gestiegen, was einem Wert von 0,4% im Jahr entspricht.

PS:

Die OECD hat neulich in einer aktuellen Schätzung mitgeteilt, dass die Produktionslücke (output gap) im Euro-Raum im nächsten Jahr doppelt so gross ausfallen dürfte wie in den USA und in Grossbritannien.

Das heisst, dass die Lücke sich mit unterdurchschnittlichem BIP-Wachstum weiter öffnen dürfte, was auf eine tendenzielle Fortsetzung der disinflationären Entwicklung im Euro-Raum hindeutet, falls die EZB nicht dagegen halten will.


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