Donnerstag, 3. April 2014

EZB sagt: Nice to talk to you – Sonst nichts

Die EZB hat heute erklärt, dass sie bereit ist, wenn nötig, die Geldpolitik weiter zu lockern.

Wenn nötig?

Die Inflation ist negativ. Das Wirtschaftswachstum ist mit 0,5% deutlich schwach. Die Arbeitslosigkeit verharrt auf rund 12% und der Euro wird stärker.

Vor diesem Hintergrund hört sich die heute von EBC-Präsident Mario Draghi unterstrichene Bereitschaft, gegen die niedrige Inflation notfalls entgegenzuwirken, ziemlich pathetisch.

Komisch ist zudem, dass die EZB die Inflation bekämpft, während Deflationsgefahr überwiegt und die Gemeinschaftswährung aus dem Niedergang retten will, während der Euro sich nach und nach aufwertet.

Die einzig neue Aussage auf der Pressekonferenz ist gewesen, dass der EZB-Rat sich einig sei (d.h. einstimmig), gegebenenfalls auch „unkonventionelle Massnahmen“ zu treffen. Draghi hat jedoch im gleichen Atemzug betont, dass er keine Gefahr einer Deflation im Euro-Raum erkennen kann.




Inflation (Konsumentenpreise, CPI und Produzentenpreise, PPI) im Euro-Raum, Graph: ZKB in DMO, April 3, 2014

Die Erzeugerpreise (PPI) der Industrie sind im Februar 2014 gegenüber Februar 2013 um 1,7% zurückgegangen, wie eurostat gestern mitgeteilt hat.

Gestern hat die IWF-Chefin Christine Lagarde vor einer potenziell längeren Phase mit Niedriginflation  (lowflation) gewarnt.

Heute hat die EZB am Schluss aber keine weitere Lockerung der Geldpolitik via Zinssenkung beschlossen. Die Leitzinsen bleiben unverändert.

Draghi hat davon gesprochen, dass die Fragmentierung verringert werden müsse, um die Finanzierungssituation zu verbessern.


Fragmentierung  des einheitlichen Finanzmarktes zeigt sich anhand von Unterschieden in Kredit-Zinsen in den einzelnen EU-Ländern, Graph: Morgan Stanley

Fragmentierung bedeutet, dass die Refinanzierungskosten der Banken sich in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich entwickeln. Gravierende Folgen für die Realwirtschaft können daher nicht ausgeschlossen werden.

Die Frage ist, was die EZB gegen die Störung der geldpolitischen Transmission unternimmt, wenn sie sich weigert, die Rolle als lender of last resort zu spielen?



TARGET2, Graph: Morgan Stanley

Tatsache ist, dass die grenzüberschreitenden Bankkredite im Euro-Raum zusammengebrochen sind. Diesem sudden stop hat entgegengewirkt werden müssen, und zwar durch die EZB via TARGET2.


Die grenzüberschreitenden Bankkredite im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley


In der Zwischenzeit mögen einige Banken die Kreditvergabe an den Privatsektor etwas erhöht haben. Dieser Anstieg wird aber durch den Rückgang der Kreditvergabe durch die ausländischen Banken im betreffenden Land ausgeglichen. Das heisst, dass das grenzüberschreitende Bankkredit-Geschäft im Euro-Raum zum Erliegen gekommen ist.

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