Sonntag, 20. Oktober 2013

China und US-Staatsanleihen

Es ist ein offenes Geheimnis, dass China auf einem riesigen Berg an US-Staatsanleihen sitzt. Die Chinesen haben weltweit die meisten US-Treasury Bonds: ca. 1‘000 Mrd. USD. China kauft nämlich mit seinen umfangreichen Devisenreserven US-Staatsanleihen. Es handelt sich dabei im Grunde genommen nicht um eine Investition, sondern mehr oder weniger eine politische Entscheidung. Die US-Staatsanleihen gelten weltweit als sicher, liquide und hochwertig.

Im Sog des aktuellen US-Haushaltsstreits macht wieder die Vorstellung die Runde, dass China das Vertrauen in Obama-Regierung verlieren und auf einen Schlag alle US-Staatspapiere abstossen könnte.

Ist das US-Schatzamt nun alarmiert, um negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaft abzuwenden? Ein plötzlicher Verkauf der Anleihen würde die Zinsen der Erwartung nach durch die Decke schiessen lassen und auf der ohnehin angeschlagenen US-Wirtschaft lasten.

Ist es aber so? Nein. Die kurzfristigen Zinsen werden in den USA durch die Fed bestimmt. Etwas unklar ist die Vorstellung, wie die langfristigen Zinsen durch den Verkauf von US-Bonds tangiert werden sollen. Denn die langfristigen Zinsen bestehen aus drei Komponenten: (1) Inflationserwartungen, (2) Erwartungen in Bezug auf die kurzfristigen Realzinsen und (3) Laufzeitprämie.

Selbst wenn China’s Beschluss, seine Bestände an US-Treasury Bonds wesentlich abzubauen, auf den Kurs der Anleihen am langen Ende der Ertragskurve einen Dämpfer auslösen würde, könnte die Fed in die Bresche springen, mit mehr QE-Politik und dem Ankauf von Anleihen (*).

Es ist andererseits wahr, dass China dadurch den Wert des USD möglicherweise drücken würde. Das wäre aber gut für Amerika, wie Paul Krugman in seinem Blog unterstreicht. Man denke hierbei an Japan: Der grösste Erfolg des Abenomics ist bisher, durch die Abwertung von Yen das japanische Exportgeschäft anzukurbeln.

(*) Der Einwand ist hier, dass es „Geld drucken“ wäre, wenn die Fed die Anleihen, die China verkauft, aufkaufen würde. Was aber nicht vergessen werden darf, ist die Tatsache, dass die Wirtschaft zur Zeit in einer Liquiditätsfalle steckt. Es ist eine Extremsituation. Deshalb kommt es drauf nicht an. Denn die Fed würde sich damit zu Null-Zinsen (zero lower bound) refinanzieren.

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