Freitag, 2. August 2013

Politische Kampagne mit Sexismus gegen Janet Yellen

Kann eine Frau die Fed leiten? Das sollte nicht einmal eine Frage sein, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne (“Sex, Money and Gravitas”) am Freitag in NYTimes zum Thema des Nachfolgers von Ben Bernanke um den Vorsitz der US-Notenbank.

Janet Yellen, die stellvertretende Vorsitzende des Board of Governors der Fed ist gemessen an jedem objektiven Massstab die am besten qualifizierte Person in Amerika, um das Amt zu übernehmen, hält der Träger des Wirtschaftsnobelpreises fest. Doch gibt es nicht eine, sondern zwei sexistische Kampagnen, die gegen Frau Yellen laufen. Eine davon ist Geflüster- Kampagne, wo Sexismus implizit ist, während die andere rohe Frauenfeindlichkeit beinhaltet, erklärt Krugman. Und beide Kampagnen schaffen es, Sexismus mit einer schlechten Wirtschaftsanalyse zu kombinieren.

Die New York Sun hat mit der Veröffentlichung eines Leitartikels gegen Frau Yellen letzte Woche eine offene Kampagne gestartet: Der Titel lautet: „The Female Dollar“. Der Artikel hält es für selbstverständlich, dass die Fed eine katastrophale inflationäre Geldpolitik betreibt, auch wenn die Inflation tatsächlich auf einem 50-Jahre-Tief ist. Und der Artikel warnt, dass es schlimmer kommen würde, wenn der Dollar bloss „gender-backed“ wäre.

Die Sun ist zwar eine marginale Publikation, mit starken Gold-bug-Tendenzen. Aber niemand würde viel Aufmerksamkeit schenken, wenn der Rest der Rechte es ignorieren oder sich davon distanzieren würde. In der Tat ist es aber so, dass Wall Street Journal sofort mit einem eigenen Leitartikel aufkam, die gleiche Richtung von Sun wiederholend, mit „Female Dollar“ und so weiter.

Die andere Kampagne gegen Frau Yellen ist subtiler, wo wiederholte Vorstellungen vorgetragen werden, dass Yellen „Seriosität“ (gravitas) fehle, die Fed zu leiten usw. Was heisst das? Angenommen, wir würden über einen Mann reden, und zwar mit den Eigenschaften von Frau Yellen: ausgezeichnete akademische Forschung, Leiterin des Council of Economic Advisers, 6 Jahre Präsidentin der Fed von San Francisco, ein Leistungsnachweis mit Kollegen am Board of Governors. Würde jemand behaupten, dass ein Mann mit diesen Kernkompetenzen für das Amt unqualifiziert wäre?

Es ist schwer, nicht zum Schluss zu kommen, dass „gravitas“ sich in diesem Zusammenhang vor allem auf den Besitz von Y-Chromosom bezieht, legt Krugman dar. Beide Anti-Yellen-Kampagnen beinhalten unverwechselbar Sexismus und sollten daher verurteilt werden. Beide Kampagnen haben jedoch ein anderes Problem: sie beruhen auf schlechte Wirtschaftsanalyse.

Ist Janet Yellen jetzt die einzig mögliche Kandidatin um das Amt des Fed-Vorsitzenden? Natürlich nicht, unterstreicht Krugman. Aber es bedarf sachlicher Begründung, um einen anderen Kandidaten zu präsentieren. Das ist bisher nicht der Fall gewesen.

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