Samstag, 27. Juli 2013

Wird unkonventionelle Geldpolitik jetzt konventionell?

Die Geldpolitik, die die modernen Zentralbanken in den letzten Jahren zur Bekämpfung der Finanzkrise verfolgen, nennt sich unkonventionell: Quantitative Easing (QE), d.h. die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik. Die an die Zentralbanken gestellten Erwartungen sind im Sog der Finanzkrise stark gestiegen.
Vor fünf Jahren hatte fast niemand von QE was gehört, schreibt Robert Skidelsky in einem lesenswerten Artikel („Quantitative Easing: The new moneatary ideology“) in The Economist. Es ist die grosse neue Entdeckung in der makroökonomischen Politik, bemerkt der Professor Emeritus of Policital Economy an der Warwick University in Grossbritannien.

Die QE wird zur Stabilisierung des Finanzsystems und zur Milderung der Rezession eingesetzt. Die Steuerung der Geldmenge durch die Zentralbanken hat sich von einer Notmassnahme zu einem dauerhaften Instrument entwickelt, hält der Autor der Keynes Biographie fest. Die Frage, die nun aufgeworfen wird, lautet, ob die Zentralbanken in Zukunft die unkonventionelle Geldpolitik als konventionell wahrnehmen werden.

Die neue Begeisterung für unkonventionelle Geldpolitik ist umso bemerkenswerter, als niemand ganz sicher versteht, wie die QE genau funktioniert. Es gibt mehrere Mechanismen für die geldpolitische Transmission von Geld bis zu den Preisen (oder dem nominalen Einkommen), v.a. aber die Kreditvergabe durch die Banken und durch das Portfolio-Rebalancing. Alle wurden ausgiebig getestet, mit uneindeutigen Ergebnissen, unterstreicht Skidesky.

John Kay befasst sich vor diesem Hintergrund mit der Fragen, warum der unkonventionellen Geldpolitik so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird? Seine Antwort lautet: Die QE ist hilfreich für die Finanzdienstleistungen und die Leute, die im betreffenden Sektor arbeiten.

Robert Lucas denkt, dass die Tatsache, dass die QE nicht neue staatliche Unternehmen mit sich bringt, keine staatliche Beteiligung an privaten Unternehmen vorsieht und keine Preisabsprachen befürworten, wahrscheinlich als wichtige Tugenden angesehen werden.

Skidelsky betont als Fazit, dass die QE eine unbeschwerte Mischung aus Eigennutz und Ideologie darstellt. Es sei immer so gewesen, dass die Ökonomen sich davor nicht zurückhalten, über die Politik zu diskutieren, als ob das einzige, um es ganz gut hinzukriegen, die Theorie wäre, worauf es ankommt.

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