Montag, 21. Januar 2013

Griechenland und preisliche Wettbewerbsfähigkeit


Griechenlands Leistungsbilanzdefizit ist von rund 18% im Jahr 2007 inzwischen auf weniger als 1% des BIP gesunken. Es hat nicht in erster Linie mit dem Export-Geschäft zu tun, sondern damit, dass die Nachfrage im Inland und die Importe nach wie vor schrumpfen.

Daniele Antonucci von Morgan Stanley schreibt in einer heute vorgelegten Forschungsarbeit, dass die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands sich im Wesentlichen verbessert hat. Als Massstab legt der Analyst die HCI der EZB (harmonised comptetitiveness indicators), die wiederum auf Lohnstückkosten basieren, zugrunde.

Die HCI, die auf Verbraucherpreise basieren, taugen hierbei nicht viel, weil es v.a. wegen der indirekten Steuererhöhungen in Griechenland erhebliche Verzerrungen gibt, die einen direkten Vergleich nicht zulassen.


Griechenland und Indikatoren für Wettbewerbsfähigkeit (bereinigt um Lohnstückkosten*), Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley
Eine positive Veränderung bedeutet eine Abnahme der preislichen Wettbewerbsfähigkeit

(*) ULC-deflated; ULC=Unit Labor Cost = Lohnstückkosten



Griechenland, Arbeitslosigkeit, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

Dennoch gibt es hinter der inzwischen verbesserten preislichen Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands drei Faktoren:

(1) Absturz der Löhne und Abbau der Sozialleistungen. Die Arbeitskosten sind in Griechenland von einem Spitzenwert im Jahr 2010 um mehr als 16% gesunken. 

(2) Anstieg der Arbeitslosigkeit. Sowohl in Griechenland als auch in Spanien beträgt die Arbeitslosigkeit derzeit 25%. 

(3) Arbeitsmarkt-Reformen: Mehr Flexibilisierung am Arbeitsmarkt bedeutet nicht anders als die Fortsetzung des Sozialabbaus und weitere Entlassungen.


Griechenland, Arbeitslosigkeit, Lohnstückkosten und Vergütung pro Mitarbeiter, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

Fazit: Lohnkürzungen verstärken das menschliche Leid, erhöhen die Ungleichheit und lasten auf dem Wirtschaftswachstum.

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