Freitag, 4. Januar 2013

Geldpolitik mit offenem Mund


Die Fed kauft seit geraumer Zeit Staatsanleihen am offenen Markt. Ab Januar 2013 will die US-Notenbank Staatspapiere für 45 Mrd. $ im Monat kaufen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Da die nominalen Zinsen bereits auf der Null Grenze (zero lower bound) liegen, hat die Fed auf unkonventionelle Massnahmen wie QE (quantitative easing) zurückgegriffen, um das Wirtschaftswachstum zu stützen.

Wie aber das gestern veröffentlichte Protokoll (Fed Minutes) zur Fed-Sitzung vom 12. Dezember 2012 zeigt, gibt es offensichtlich Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss der US-Notenbank, die einen Ausstieg aus dem Anleihekauf-Programm (QE3) vor Jahresende in Erwägung ziehen.

Die Überraschung hat gestern im Anschluss der Mitteilung auf dem Anleihemarkt unmittelbar einen Ausverkauf von US-Treasury Bonds ausgelöst. Die Preise der US-Staatsanleihen sind gefallen. Die Renditen sind dementsprechend gestiegen.

Die Ereignisse auf dem Anleihemark sind eine lehrreiche Lektion für die Macht der Kommunikation, schreibt Randall S. Kroszner vor diesem Hintergrund in einem lesenswerten Artikel(„The New Tell-All Fed“) in NYTimes: Spricht die Fed, ist es desto besser, je weniger Überraschungen erfolgen.

Der ehemalige Fed-Gouverneur (2006-2009) unterstreicht, dass die grosse Tradition der orakelhaften und zugeknöpften Zentralbanker im vergangenen Monat mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen sei, als Fed-Chef Ben Bernanke erklärte, dass er die kurzfristigen Zinsen nahe Null halten werde, solange die Arbeitslosenquote über 6,5% verlaufe (Schwellenwert) und die Inflationserwartungen weiterhin verankert bleiben.

Der an der University of Chicago lehrende Wirtschaftsprofessor hält es für einen grossen Schritt nach vorn im Hinblick auf die wirtschaftliche Verantwortung. Von nun an wisse jeder, welche Kriterien die Fed an den Tag legt, um die künftige Geldpolitik zu führen. In der Ära Bernanke bietet die Fed deutlich mehr Transparenz als in der Ära Greenspan.

Damit aber die Geldpolitik mit offenem Mund (open-mouth strategy) funktioniert, müssen die Worte mit der Richtung der geldpolitischen Massnahmen übereinstimmen. Ansonsten können die Auswirkungen der Aktionen konterkariert werden, betont Kroszner mit dem Hinweis auf das Beispiel aus Japan. Die Bank of Japan (BoJ) hatte am Anfang der 1990er Jahre erklärt, dass das Anleihekaufprogramm von nur vorübergehenden Natur sei und sofort rückgängig gemacht würde, sobald die „green shoots“ sichtbar wären. Die Unsicherheit im Kontext mit dem Statement der BoJ hat die Glaubwürdigkeit der geldpolitischen Massnahmen in Japan untergraben.

Kroszner hebt vor diesem Hintergrund die von Mark Carney, dem designierten Chef der britischen Zentralbank (BoE: Bank of England) in Aussicht gestellte Theorie der Kommunikation („alles zu tun, was notwendig ist“) hervor. Die Geldpolitik soll demnach vielmehr an einer einzigen Massnahme gebunden werden, was die gesamte wirtschaftliche Situation betrifft, wie z.B. am nominalen BIP, als an mehreren Metriken wie Inflation, Inflationserwartungen, Arbeitslosigkeit-Daten, was einfacher wäre, nachzuvollziehen, erläutert Kroszner.

Die Fed soll auch alternative wirtschaftliche Indikatoren in Erwägung ziehen, um zu beurteilen, ob ihre Massnahmen die Unsicherheit verringern und die Erholung der Wirtschaft fördern. Die „Geldpolitik mit offenem Mund“ ist ein Schritt in die richtige Richtung, fasst Kroszner als Fazit zusammen.

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