Dienstag, 2. Oktober 2012

Nicht strukturell, sondern zyklisch


Stephen Roach argumentiert in einem aktuellen Artikel („Macro Malpractice“) in Project Syndicate, dass die gegenwärtige Medizin, die für die amerikanische Wirtschaft verordnet werde, falsch ist. Die eigentliche Krankheit sei eine „langwierige Bilanz-Rezession“, die eine Generation von amerikanischen Konsumenten in Zombies verwandelt hat: das wirtschaftliche „walking dead“.

Man denke an Japan und japanische Zombie-Unternehmen in den 1990er Jahren. Gerade, als sie das Drehbuch für das erste von Japans verlorenen Jahrzehnten abschliessen, tun ihre Gegenstücke nun dasselbe für die US-Wirtschaft, beschreibt der an der Yale University’s Jackson Institute of Global Affairs tätige Ökonom.

Dies ist ein Argument, welches vor der gegenwärtigen Krise vorgetragen wurde, bemerkt Antonio Fatas in seinem Blog in einer kritischen Stellungnahme dazu. Es heisst: wir versuchen, ein strukturelles Problem mit der Medizin zu lösen, welche es nur mit zyklischen Schiefstellungen aufnehmen kann. Roachs Worte lauten: eingebetet in Ablehnung behandelt die Fed die Krankheit als ein zyklisches Problem – volle Kraft der monetären Akkommodation, um zu kompensieren, was die Fed für einen vorübergehenden Ausfall der Gesamtnachfrage hält.

Es besteht kein Zweifel, dass Asset Bubbles und übermässiger Optimismus während der Zeit vor der Krise schwache Bilanzen widerspiegelten, was Zeit in Anspruch nimmt, zu korrigieren und einen Hemmschuh für das Wirtschaftswachstum darstellt, erklärt Fatas. Es ist aber eindeutig nicht nur eine zyklische Problematik. Es gibt etwas anderes, was vor sich geht.

Fortgeschrittene Volkswirtschaften gingen durch eine tiefe Rezession und arbeiten immer noch unter Möglichkeiten. Dies ist nicht strukturell, dies ist zyklisch, so Fatas. Und es ist nicht einfach, mitten in einer Rezession eine Lösung zu finden. Während private Haushalte Ausgaben reduzieren, um ihre Bilanzen zu reparieren, wird es noch schwieriger, weil die Produktion unter Potenzial es schmerzhafter macht. Geld- und Fiskalpolitik können die Bemühungen nicht beseitigen, die mit dem Schuldenabbau (deleveraging) zu tun haben, aber sie müssen gewährleisten, dass dies auf dem wenig schmerzhaftesten Weg passiert.

All das erfordert laut Fatas die Bereitstellung eines Weges für die Produktion (output) auf kurze Sicht, was so nah wie möglich an das Niveau des Produktionspotenzials führt. Es lässt sich darüber streiten, wie dieses Niveau aussehen mag, aber es ist schwer zu argumentieren, dass wir angesichts der wirtschaftlichen Bedingungen und der hohen Arbeitslosigkeit in der Nähe des Potenzials sind, fasst der an INSEAD, international business school lehrende Wirtschaftsprofessor zusammen.

PS:

Auch Jeff Sachs argumentiert ähnlich wie Stephen Roach. Sachs ist gegen fiskalpolitische Impulse. Brad DeLong hat längst dazu Stellung genommen. Auch Paul Krugman schrieb in seinem Blog, dass Sachs eine Reihe von unlogischen Schlussfolgerungen biete. Leider spielen derzeit unlogische Aussagen in der politischen Debatte eine ziemlich bedeutende Rolle.

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