Dienstag, 23. Oktober 2012

Ist Geld eine Blase?


Es gibt Ökonomen, die das Geld für eine Blase halten. Noah Smith macht in seinem Blog auf Steve Williamson aufmerksam. Williamson behauptet in seinem Blog, dass das Geld bloss ein Stück grünes Papier ist. Der ganze Blogeintrag richtet sich im Grunde genommen gegen Paul Krugmans Sicht von Makroökonomie im Allgemeinen. Geld ist eine reine Blase ("a pure bubble"), da seine Grundlage Null ist, bekräftigt Williamson.

Natürlich stimmt es nicht.

Was ist aber gemeint, wenn von einer Blase geredet wird? Krugman beschreibt es so, dass die Menschen ihre Entscheidungen auf Annahmen über die Zukunft abstützen, die wieder auf die jüngsten Erfahrungen beruhen, welche aber nicht erfüllt werden können. Menschen kaufen zum Beispiel Häuser, weil sie erwarten, dass die Hauspreise weiter steigen, mit einer Geschwindigkeit, dass am Schluss eventuell niemand mehr ein erstes Haus kaufen kann.

Blasen müssen nicht einmal Preise einschliessen, erklärt Krugman weiter. Man kann einen lokalen Bau-Boom erleben, welcher von einem schnellen Wachstum der Bevölkerung und der Beschäftigung in einem bestimmten Gebiet getrieben wird. Wenn die Hauptsache, die das rasche Wachstum fördert, der lokale Bau-Boom ist, bricht dieser schliesslich zusammen, wenn genügend Häuser fertiggestellt worden sind.

Der Punkt, ob Preise involviert sind oder nicht, ist, dass die Erwartungen von Individuen sich zu einer gesamten Unmöglichkeit zusammenaddieren.

Das klingt wie nach einem Ponzi-Scheme (Schneeball System), wo die Menschen auf eine wachsende Anzahl von Neukunden angewiesen sind und dazu verdammt werden, eine Katastrophe zu erleben, wenn der Pool von potenziellen Trotteln austrocknet. Wie Robert Schiller vor langer Zeit erklärt hat, sind Blasen in der Tat „ein natürliches Schneeballsystem“, ruft Krugman in Erinnerung.

Ist Fiat-Money eine Blase in diesem Sinne?

Überhaupt nicht. Es ist wahr, dass ein Stück grünes Papier keinen inneren Wert (intrinsic value) hat, ausser, dass man damit seine Steuern zahlt, was in der Tat wichtig ist. Die Bereitschaft des einen, das Stück grüne Papier zu akzeptieren, beruht darauf, dass man davon überzeugt ist, es im Gegenzug an jemanden anderen weiter zu reichen. Es gibt aber nichts, was diesen Prozess des Geldverkehrs auf ewig verhindern kann, hält Krugman fest.

Was ist also Fiat-Money? Es ist, wie Paul Samuelson in seinem ursprünglichen sich überlappenden Generationen-Modell schildert, eine „social contrivance“. Es ist eine Konvention, die solange funktioniert, solange die Zukunft wie die Vergangenheit ist. Natürlich können Konventionen in die Brüche gehen. In der Tat kann man argumentieren, dass praktisch jeder Vermögenswert (asset) in einer modernen Wirtschaft seinen Wert „social convention“ verdankt. Das Stück grüne Papier könnte wertlos sein, aber dann könnte auch jedes Papier in Anspruch nehmen, etwas Wert zu sein, nur, weil die Gesetze es besagen, und Gesetze können aufgehoben werden.

Und sobald man erkennt, dass eine social convention überhaupt nicht dasselbe ist wie eine Blase, dann würden sich alle Irrtürmer von selbst ergeben.

Auf der rechten Seite des politischen Spektrums wird behauptet, dass Social Security ein Schneeballsystem sei, weil das System nur wenig Sachgüter hat. Es ist wahr, dass Social Security hauptsächlich ein System ist, wo jede Generation für die Pensionierung der vorherigen Generation zahlt, in der Erwartung, dass sie die gleiche Behandlung durch die nächste Generation erlebt, schildert Krugman.

Aber wie der Geldverkehr (Geldumlauf) kann dieser Prozess ewig anhalten. Es gibt nichts Unhaltbares darüber. Nun ja, Demographie, aber es hat mit der Höhe der Abgaben und Leistungen zu tun. Es gibt also überhaupt nichts Ponziesque hier.

Es ist ferner bemerkenswert, dass die Vorstellung, dass es eine „grundlegende“ Quelle für den Wert des Geldes geben muss, eine rechtspopulistische Rhetorik ist, die eine starke Ähnlichkeit mit der marxistischen Arbeitswerttheorie hat. 

Was die Menschen hier nicht sehen, ist, dass Wert eine emergente Eigenschaft (emergent property) ist, nicht Essenz: Geld (und eigentlich alles) hat einen Marktwert, der darauf beruht, welche Rolle es in der Wirtschaft spielt, fasst Krugman zusammen.

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