Montag, 30. Juli 2012

Hummel-Absturz im Euroraum


Paul Krugman bezieht in seiner lesenswerten Kolumne („Crash of the Bumblebee“) am Montag in NY Times zu Mario Draghis Analogie mit „bumblebee“ ("Der Euro ist wie eine Hummel") Stellung.

EZB-Präsident hat nämlich vergangene Woche in einem Vortrag erklärt, dass die EZB bereit sei, alles zu unternehmen, um den Euro zu retten und die Märkte haben hochgejubelt. Wird der Euro aber wirklich gerettet? Krugman hat Zweifel daran.

„Europas Einheitswährung ist eine mangelhafte Konstruktion“, hält der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Und Draghi erkennt es auch an. „Der Euro ist wie eine Hummel“, hat EZB-Chef gesagt. „Das ist ein Geheimnis der Natur, weil sie nicht fliegen sollte. Aber sie tut es dennoch. So war der Euro wie eine Hummel, die mehrere Jahre sehr gut geflogen ist“. Nun hat sie aufgehört, zu fliegen. Was kann getan werden? Die Antwort, die Draghi nahelegt, ist, dass die Hummel auf eine echte Biene aufsteigt.

„Abgesehen von der zweifelhaften Biologie wird der Euro auf lange Sicht nur praktikable, nur wenn die EU viel mehr wie ein vereinigtes Land wird“, unterstreicht Krugman.

Aber eine Vereinigten Staaten von Europa wird nicht bald passieren, wenn überhaupt, solange die Eurokrise anhält. Was könnte aber die Gefahr abwenden? Die Antwort ist ziemlich klar: die politischen Entscheidungsträger müssten (a) die Fremdkapitalkosten in Südeuropa verringern und (b) Europas Kreditnehmern die gleiche Art von Möglichkeit geben, sich aus der Krise durch Exporte zu retten, wie Deutschland es in den guten Jahren gehandthabt hat. Dies würde eine höhere Inflation in Deutschland bedeuten. Das Problem ist aber, dass Europas Entscheidungsträger sich allem Anschein nach weigern, (a) zu tun und völlig widerwillig sind (b) zu tun.

Draghi hat in seinen Bemerkungen die Idee in Umlauf gesetzt, dass die EZB viele südeuropäische Staatspapiere ankaufen würde, um die Finanzierungskosten in Südeuropa zu senken. Aber Deutschland ist dagegen. Im Grunde genommen könnte sich Draghi über deutsche Einwände einfach hinwegsetzen. Aber ist er gewillt, dies zu tun?

Und Anleihekäufe sind der einfache Teil. Der Euro kann nicht gerettet werden, es sei denn Deutschland ist bereit, eine wesentlich höhere Inflation anzunehmen. Es gibt aber kein Anzeichen, dass deutsche Behörden sogar bereit wären, darüber zu diskutieren, legt Krugman dar.

Könnte also der Euro gerettet werden? Ja, wahrscheinlich. Sollte der Euro gerettet werden? Ja, auch wenn seine Schöpfung jetzt wie ein grosser Fehler aussieht. Das Scheitern des Euro würde nicht nur wirtschaftliche Zerrüttung auslösen, sondern auch dem breiteren europäischen Projekt einen gigantischen Schlag versetzen, was Frieden und Demokratie zu einem Kontinent mit einer tragischen Geschichte gebracht hat.

Wird der Euro aber tatsächlich gerettet? Trotz Draghis Entschlossenheit sieht es zweifelhaft aus, fasst Krugman als Fazit zusammen.

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