Donnerstag, 12. April 2012

Engpass an sicheren Anlagen


(Nur für Streber)

Eine bemerkenswerte Besonderheit der anhaltenden Krise sind die unterschiedlichen Rollen von sicheren Anlagen in der globalen Finanzstabilität. Als Beispiele sind zunächst die Frage der Bewertung vor der Krise und die abnehmende Menge im Verlauf der Krise zu nennen.

„In der Zukunft wird es eine steigende Nachfrage nach sicheren Anlagen geben. Aber es wird wenig davon zur Verfügung stehen, was ein Preisanstieg für Sicherheit in den globalen Märkten bedeutet“, schreibt der IWF (hat tip to FT Alphaville) in einem neulich vorgelegten Bericht (Globale Financial Stability Report).

Auch Paul Krugman befasst sich in seinem Blog mit dem in letzter Zeit an Zugkraft gewinnenden Mem „Engpass an sicheren Anlagen“. Die Idee ist, dass die niedrigen langfristigen Zinsen in den USA und Grossbritannien, d.h. in den Ländern mit der eigenen Währung, die keine hohe auf ausländische Währungen beruhenden Schulden haben, die verzweifelte Suche der Investoren nach sicheren Anlagen widerspiegelt.

Krugman bringt aber eine gewisse Skepsis zum Ausdruck. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises denkt nicht, dass es falsch ist, aber er vermutet, dass die Suche nach Sicherheit ein deutlich sekundärer Faktor hier ist. Sicherlich ist der wichtigste Punkt, dass die grossen Volkswirtschaften für eine lange Zeit depressiv verbleiben und dass die kurzfristigen Zinsen daher wahrscheinlich für eine lange Zeit auch niedrig verlaufen werden, was bedeutet, dass die langfristigen Zinsen, die ja im Wesentlichen die kurzfristigen Zinssätze reflektieren, nun niedrig sind.


Langfristige Staatsanleihen und implizierte Ausfallwahrscheinlichkeiten, Graph: IWF, Safe Assets, in: Globale Financial Stability Report, Chapter 3, April 2012.

Krugman deutet auf das Beispiel Japan hin.


Verlauf der Rendite für japanische Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: Prof. Paul Krugman.

Es handelt sich dabei um einen aussergewöhnlich niedrigen Zinssatz für eine lange Zeit: ein niedriger Satz, der anhält, trotz Herabstufung durch Rating-Agenturen und mehr oder weniger Behauptungen, dass japanische Schuldenprobleme sich eines Tages rächen würden.

Was besagt aber das Ganze? Sichere Anlagen schienen beispielsweise im Jahr 2005 nicht knapp zu sein, als die Investoren an die Tugenden von giftigen Ramschpapieren (toxic assets) glaubten. Aber der entscheidende Punkt über Japan ist, dass jeder, der diese Anleihen gekauft und gehalten hat, Geld verdient hat, weil die kurzfristigen Zinsen die ganze Zeit nahe Null lagen, erklärt Krugman.

Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor argumentiert daher, dass das „sichere Anlagen“-Mem offenbar impliziert, dass es irgendeine Art Markt-Anomalie in Bezug auf die hohen Preise (und die niedrigen Renditen) von Anleihen gibt, sodass die Investoren dazu neigen, Geld zu verlieren, weil sie verängstigt sind.

Fazit: Was wir beobachten, ist laut Krugman ein wahrgenommener Mangel im Hinblick auf gute Investitionsmöglichkeiten.

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