Freitag, 2. Dezember 2011

Kann der Euro noch gerettet werden?

Kann der Euro gerettet werden? Vor nicht langer Zeit ist gesagt worden, dass das schlimmstmögliche Ergebnis ein Zahlungsausfall (default) Griechenlands ist. Nun scheint eine viel grössere Katastrophe all zu wahrscheinlich.

Selbst Optimisten sehen Europa in Richtung Rezession, während Pessimisten warnen, dass der Euro das Epizentrum einer anderen globalen Finanzkrise werden könnte, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Killing the Euro“) in NYT.

Wie sind die Dinge aber so schiefgelaufen? „Die Antwort, die Sie die ganze Zeit hören ist, dass die Euro-Krise durch fiskalpolitische Verantwortungslosigkeit verursacht wurde. Schalten Sie ihren Fernseher ein und Sie werden Experten sehen, die erklären, dass wir, wenn die USA die Ausgaben nicht kürzen, wie Griechenland enden werden. Griechenlaaaaand!“, legt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Die Wahrheit ist aber das Gegenteil. Obwohl die führenden Politiker Europas weiterhin darauf bestehen, dass das Problem zu viele Ausgaben in den Schuldnerländern ist, ist das eigentliche Problem zu wenige Ausgaben in Europa als Ganzes. Und ihre Bemühungen, nach immer strengen Sparmassnahmen zu rufen, um die Probleme zu lösen, haben eine wichtige Rolle in Bezug auf die Verschlimmerung der Situation gespielt, hält Krugman fest.

Warnungen, dass dies den Einbruch noch vertiefen würde, werden abgewiesen. Die Idee, dass die rigorosen Sparmassnahmen (austerity) eine Stagnation auslösen könnten, ist falsch, sagte Jean-Claude Trichet, der frühere EZB-Präsident. Warum? Weil vertrauenerweckende Politik die wirtschaftliche Erholung fördere, nicht verhindere.

Die Vertauen Fee (confidence fairy) ist aber nicht erschienen.

An diesem Punkt haben die Märkte das Vertrauen in den Euro als Ganzes verloren. Die Renditen sind auch in den Ländern wie Österreich und Finnland gestiegen, welche kaum für Lasterhaftigkeit bekannt sind. Und es ist nicht schwer, zu sehen, warum: die Kombination von Austerity-für-alle und eine Zentralbank, die krankhaft besessen von Inflation ist, macht es für verschuldete Länder praktisch unmöglich, der Schuldefalle zu entkommen und es ist deshalb ein Rezept für breite Zahlungsausfälle (defaults), Bank Runs und einen allgemeinen finanziellen Zusammenbruch, erläutert Krugman.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) hofft, dass die Europäer den Kurs wechseln, bevor es zu spät wird. Aber er glaube es nicht, dass sie es schaffen. „In der Tat ist viel wahrscheinlicher, dass wir ihnen auf dem Weg in den Ruin folgen werden“.

Denn in Amerika wird die Wirtschaft wie in Europa von notleidenden Schuldnern (im amerikanischen Fall sind es Eigenheimbesitzer) nach unten gezogen. Und auch hier bedarf es laut Krugman einer expansiven Fiskal- und Geldpolitik, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch wie in Europa ist der öffentliche Diskurs von Defizit-Beschimpfern und von-Inflation-Besessenheit beherrscht. 

„Wenn Sie also nächstes Mal von jemandem hören, dass wir, wenn Sie die Ausgaben nicht stark senken, wie Griechenland werden, antworten Sie, dass wir, wenn wir in einer depressiven Wirtschaft die Ausgaben kürzen, wie Europa enden. In der Tat sind wir auf einem guten Weg dorthin“, fasst Krugman zusammen.

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