Samstag, 10. Dezember 2011

Aufklärung über die Finanzkrise

Der Beitrag der Mainstream-Medien zur Aufklärung über die Finanzkrise war bislang ohne Zweifel dürftig, um es milde auszudrücken. Die Themen wie z.B. die bestimmende Einflussnahme der Finanzindustrie auf die Politik, die schleichende Untergrabung der Demokratie durch die Finanzoligarchie kamen zu kurz zum Ausdruck.

Eine eindrucksvolle Ausnahme ist die kürzlich in der FAZ erschienene Serie über die Finanzkrise und Demokratie unter der Leitung des Mitherausgebers Frank Schirrmacher („Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“), wobei es sich fragt, was daran „links“ sein soll? Es sind bloss Fakten, intellektuelle Redlichkeit und economics 101. Hier ist eine übersichtliche Zusammenstellung der lesenswerten FAZ-Beiträge von Albrecht Müller in NachDenkSeiten.

Das WSJ berichtet nun zum ersten Mal (gestern) in einem Artikel („Myth and Reality About the Euro Crisis“), dass die Euro-Krise nicht wirklich mit der haushaltspolitischen Verantwortungslosigkeit (fiscal irresponsibility) zu tun hat.

„Wenn die öffentliche Verschuldung Ihr Massstab ist, dann waren die Spanier Tugendbolde. Die liehen sich Geld leicht trotz der Tatsache, dass ihre Mitgliedschaft in der Eurozone ihnen „all-you-can-eat“-Buffet der Finanzierung zum Schnäppchenpreis anbot.

Während Europa damit ringt, für eine Schuldenkrise, die die Weltwirtschaft bedroht, eine Lösung zu finden, ist es wichtig, zu verstehen, was in den Ländern wie Spanien tatsächlich passiert ist. Andernfalls wird die Politik am Ende die falsche Medizin verschreiben, und zwar mit katastrophalen Folgen“.

Das ist alles wahr und Paul Krugman ist froh, es im WSJ zu sehen. Es wird aber als eine überraschende Einsicht dargestellt, eine, die im Gegenteil zu dem vorstellt wird, was jeder denkt. Und es ist daher unglaublich und bedrückend, wie der Träger des Wirtschaftsnobelpreises in seinem Blog schildert.

Krugman hatte bereits im Februar 2010 geschrieben, dass der grösste Krisenherd nicht Griechenland, sondern Spanien ist, wo das Land nur ein paar Jahre zuvor einen Haushaltsüberschuss hatte. Nun weist Spanien ein hohes Defizit auf, aber wegen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Was dem Kollaps zugrunde liegt, ist das eigentliche Problem des Euro: one-size-fits-all (Einheitsgrösse) Geldpolitik, die keine Erleichterung für die Länder bietet, die unter negativen Schocks leiden.

Es gibt zwei Dinge, die über die Fiskalisierung des Diskurses (siehe auch hier und hier). Manchmal (eigentlich oft) ist es so wie einem dieser Albträume: Sie schreien laut, aber niemand kann sie hören. Und Sie erwarten es nicht, v.a. wenn Sie es aus einer ziemlich prominenten Plattform tun, fasst Krugman zusammen.

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