Donnerstag, 3. November 2011

Subprime-Krise versus Kollateral-Krise

Die Lehman-Pleite (2008) war von Subprime gekennzeichnet. Die MF Global-Pleite (2011) ist von Kollateral geprägt. Die Finanzkrise hat zum Vorschein gebracht, dass die amerikanischen Broker-Banken die Hälfte ihrer Vermögenswerte mit Repo-Transaktionen finanzieren. In normalen Zeiten wäre dies vielleicht nicht so problematisch wie heute, wie Tracy Alloway von FT bemerkt. Doch die Repo-Transaktionen werden zum grössten Teil ausserbilanziell abgewickelt. Es fehlt also an Transparenz.

Die Finanzkreise haben auf die Subprime-Krise mit vermehrtem Einsatz von gesicherten Krediten (secured funding) reagiert. Heute scheint die Antwort auf die Kollateral-Krise nicht einfach. Es geht schliesslich um Staatsanleihen. Und die Marktteilnehmer unterscheiden auf  dieser Seite des Atlantiks zwischen Kern und Peripherie der Eurozone.

Kommt die Finanzierung am Interbankenmarkt zum Erliegen, hätte es die gleichen Folgen wie ein Bank Run. Es ist daher doch nicht schwer, auf die Art von Krise zu reagieren. Es liegt in der Macht einer jeden modernen Zentralbank, als Kreditgeber letzter Instanz (lender of last resort) aufzutreten, um für die Finanzstabilität zu sorgen. Damit aus einer Liquiditätskrise keine Solvenzkrise entsteht, muss die sich selbst verstärkende Abwärtsspirale gebrochen werden. Das kann allein die Zentralbank.

Die Rolle des Kreditgebers letzter Instanz war in der Geschichte des Central Banking immer ein unverzichtbarer Bestandteil der Kernaufgaben einer Zentralbank, wie Brad DeLong in einem lesenswerten Essay eräutert.

Die EZB ist in der Lage, die regionalen Ungleichgewichte in Finanzierung am Interbankenmarkt zu unterbinden. Doch hat der neue EZB-Chef Mario Draghi heute auf seiner ersten Pressekonferenz gesagt, dass es nicht die Aufgabe der EZB sei, mit der Rolle lender of last resort die Staaten zu unterstützen.

Draghi hat jedoch den Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,25% gesenkt und die vorübergehende Fortsetzung des Ankaufs von Staatsanleihen angekündigt. Die Betonung darauf, dass das Programm zum Ankauf von Staatsanleihen aus der Peripherie vorübergehend umgesetzt werden, macht es kontraproduktiv, weil die EZB der eigenen Politik offenbar selbst nicht traut. Hoffentlich gibt sich der Nachfolger von Jean-Claude Trichet nicht dem Glauben hin, zu erwarten, dass die Vertrauen Fee für die Finanzstabilität sorgt.

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