Dienstag, 1. November 2011

SNB und die Macht der Zentralbanken

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat für die ersten drei Quartale 2011 einen Gewinn von 5,8 Mrd. Franken ausgewiesen. Das Ergebnis der SNB ist überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen- und Kapitalmärkte abhängig.

Der Erfolg auf den Fremdwährungspositionen wurde v.a. durch die Wechselkurse geprägt, wie die SNB gestern mitgeteilt hat. Der Franken hatte sich bis Mitte August gegenüber allen wichtigen Anlagewährungen zum Teil sehr deutlich aufgewertet. Im August und September wurden Massnahmen gegen den massiv überbewerteten Franken getroffen. Am 6. September gab die SNB einen Mindestkurs für den Euro gegenüber dem Franken bekannt, was sich auch auf die übrigen Wechselkurse gegenüber dem Franken auswirkte.

Es hat sich herausgestellt, dass die Massnahmen der SNB extrem gut funktionieren, bemerkt Kash Mansori in seinem Blog. Im Laufe des Monats August hat die SNB fast 100 Mrd. Franken ausgeben müssen, um Fremdwährungen zu kaufen, um den Wechselkurs auf einem angemessenen Niveau zu halten. Aber im September sind die Fremdwährungsaktiva der SNB nur um rund 25 Mrd. Franken gestiegen, schreibt Mansori weiter.


Wechselkurs Euro/Schweizer Franken, Graph: finance.yahoo.com

Es scheint vor diesem Hintergrund wahrscheinlich, dass die SNB mit dem Kauf von Euro-Assets im September nach der Ankündigung der Festlegung der Untergrenze des Wechselkurses fast vollständig aufgehört hat.

Aber warum kam es zu einer nahezu vollständigen Beendigung der Interventionen, nachdem die SNB angekündigt hat, einen Mindestkurs von Franken pro Euro festzulegen und unbeschränkt Devisen zu kaufen, um den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchzusetzen? Hat die SNB also nicht versprochen, mehr, und nicht weniger Devisen zu kaufen?

„Das ist eine schöne Demonstration der fast magische Kraft, die die Zentralbanken manchmal haben, wenn sie Preise ansteuern, anstatt eine bestimmte Menge als Interventionsziel“, erklärt Mansoni.

Die Marktteilnehmer haben richtig gedacht, dass das Versprechen der SNB, den Wechselkurs CHF/Euro über 1,20 pro Euro zu halten, glaubwürdig war. Deswegen war niemand bereit, zu versuchen, CHF zu einem mit diesem Ziel unvereinbaren Preis, zu akkumulieren. Folglich ist die Nachfrage nach Schweizer Franken drastisch zurückgegangen und der Wechselkurs hat sich über dem Wert 1,20 Franken pro Euro eingestellt, mit wenig oder keine Intervention durch die SNB.
„Das sollte eine Mahnung für andere Zentralbanken sein, wenn sie durch unbegrenzte Interventionen auf Preise abzielen. Der Markt wird oft die meiste Arbeit für sie tun und das Preisziel aus eigenem Interesse respektieren“, hält Mansori zu Recht fest.

Der erfahrene Ökonom deutet in diesem Zusammenhang auf die Situation in der Eurozone hin, insbesondere auf den Teufelskreis, in den italienische Staatspapiere geraten sind. „Stellen Sie sich vor, dass die EZB eine Rendite-Obergrenze angibt und erklärt, dass sie es nicht zulassen werde, dass die Rendite der italienischen Staatsanleihen über einen klar definierten Risikoaufschlag (spread) gegenüber den deutschen Bundesanleihen hinausgeht. Und stellen Sie sich vor, dass die EZB diese Massnahme deckt, indem sie unbegrenzt interveniert“.

Da die EZB dieses Ziel einhalten kann, indem sie einfach mehr Euro schafft, würden die Marktteilnehmer davon ausgehen, dass es für sie keinen Weg gibt, die Renditeobergrenze der EZB zu brechen. Als Ergebnis würde die EZB möglicherweise das Preisziel für italienische Staatsanleihen mit einer mininalen Intervention erreichen, genau so wie die SNB ihr Ziel für den Wechselkurs erreicht hat.

Was hindert die EZB daran? „Vorsicht, Konservatismus und Politik“, fasst Mansori als Fazit zusammen. Die Erfahrung mit dem Schweizer Franken via SNB lehrt, dass price targeting aus ökonomischer Sicht durch eine Zentralbank durchaus sinnvoll sein kann.

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