Mittwoch, 28. September 2011

Lohnkürzungen und Beschäftigung

Mark Thoma deutet in seinem Blog auf einen Artikel von Laurence Kotlikoff hin, wie die Ansichten von Paul Krugman und Jamie Galbraith verdreht werden.

„Verzweifelte Zeiten erfordern kreative Massnahmen. Wir sind in verzweifelten Zeiten, aber wir hatten nur ein wenig kreatives Denken aus der Obama-Regierung, wie die Wirtschaft wiederzubeleben ist“, schreibt Kotlikoff in seiner Kolumne („Five Presicriptions to Heal Economy’s Ills“) in Bloomberg. Er sehe fünf Dinge, die die Politik tun kann, um die Wirtschaft anzukurbeln.

„ ....... (4) Die Lockerung der festhaltenden Preise und Löhne: Einige Preise und Löhne sind zu hoch, wobei sie die Nachfrage nach Output dämpfen, was die Arbeitnehmer herstellen müssten. Das ist die Standard-Erklärung von „sticky wage“ und „sticky price“ in Bezug auf die Misere der Wirtschaft, die von keynesianischen Ökonomen wie von Krugman und Galbraith dargebracht wird“, schreibt der an der Boston University lehrende Wirtschaftsprofessor.  

Er denke, dass es weniger Märkte gibt, die darunter leiden, als Krugman und Galbraith es tun. Aber es gibt genug solche Märkte, um zu Gunsten von staatlicher Intervention zu argumentieren. Der Präsident sollte diese Ökonomen verpflichten, mit der Aufgabe, die Märkte zu identifizieren, die unter diesem Problem leiden und dazu beizutragen, dass die Teilnehmer auf diesen Märkten die Preise und Löhne entspannen“, argumentiert Kotlikoff.

James Galbraith korrigiert im Bereich der Kommentare des zitierten Artikels, dass er nie geschrieben, argumentiert oder geglaubt habe, dass die Arbeitslosigkeit durch Lohnsenkungen geheilt werden kann. Diese Position hat auch nicht mit Keynes zu tun. Keynes hat die „The General Theory“ verfasst, um diese Ansicht zu widerlegen. Keynes befürwortete stabile Löhne, indem er festhielt, dass es ein Glück sei, dass die Arbeitnehmer, wenn auch unbewusst, instiktiv vernüftige Ökonomen sind als die klassische Schule, insofern als sie Kürzungen der Geldlöhne widerstehen“

„Ein grosser Teil der Argumentation in Keynes Arbeit war, die klassische Ansicht, dass die Arbeitslosigkeit notwendigerweise übermässige hohe Löhne widerspiegelt, zu widerlegen“, hebt auch Paul Krugman in seinem Blog in Antwort auf Kotlikoffs Artikel hervor. Galbraith hat nie die Behauptung aufgestellt, dass ein Rückgang der Löhne Arbeitsplätze schaffen würde. Es ist auch nicht möglich, dass jemand, der die Werke von Galbraith kennt, sich jemals vorstellen kann, dass Galbraith so eine Position vertreten würde, bekräftigt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises weiter.

Krugman hat in seinem Blog mit informativen Abbildungen  wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass Lohnkürzungen in einer Wirtschaft, die einer Liquiditätsfalle steckt und wo ein Schuldenabbau-Prozess (deleveraging) stattfindet, die Beschäftigung erhöhen würden. Ganz im Gegenteil. Die Lohnkürzungen würden die Beschäftigung verringern. „Es gibt aber Ökonomen, die Keynes ablehnen, indem sie sich darauf berufen, dass sie gehört hätten, was Keynesianismus sei“, fasst Krugman als Fazit zusammen.

Es ist in der Tat ganz schlimm, was heutzutage in der Disziplin Wirtschaftswissenschaft im Sog der Finanzkrise alles passiert. Manche namhafte Ökonomen unternehmen wider besseres Wissen den Versuch, die Leser zu täuschen. Zum Glück gibt es wachsame Ökonomen mit intellektueller Redlichkeit wie Mark Thoma, die die Leser auf, mide ausgedrückt, Widrigkeiten aufmerksam machen.

Keine Kommentare: