Freitag, 30. September 2011

Falscher Angst-Faktor über die Wirtschaft

Hört man sich die Reden von einem republikanischen Präsidentschaftskandidaten an, stellt man fest, dass es immer um die Behauptungen geht, dass die Obama-Regierung für das schwache Beschäftigungswachstum verantwortlich ist. Die wiederholte Antwort ist, dass die Unternehmen Angst hätten, zu expandieren und Arbeitsplätze zu schaffen, weil sie kostspielige Regulierung und höhere Steuern befürchten. Es sind nicht nur Politiker, die diese Ansicht vertreten, sondern auch konservative Ökonomen, die die Behauptung in Leitartikeln in der Presse wiederholen und sogar Vertreter der Fed rechtfertigen damit ihre bescheidenen Bemühungen, um die Wirtschaft zu unterstützen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Phony Fear Factor“) in NYT.

„Das erste, was Sie wissen müssen, ist, dass es keinerlei Beweise für diese Behauptung gibt. Es gibt eine Menge Beweise, die zeigen, dass die Behauptung falsch ist“, wie z.B. eine aktuelle Forschungsarbeit („Regulatory uncertainty“) von Lawrence Mishel von Economic Policy Institute“ vor Augen führt, hebt Krugman hervor.

Die Behauptungen der Republikaner darüber, was der Wirtschaft fehlt, sind reine Fantasie, im Widerspruch zu allen Beweisen. Sollte uns das überraschen?


„Direkt, natürlich nicht. Politiker, die die Interessen der Reichen vertreten, sagen, dass die wirtschaftliche Erholung fordert, dass man auf die Interessen der Reichen eingehen müsse. Wer hätte das gedacht?“, bemerkt Krugman.


Es scheint Krugman, dass es etwas anderes über den aktuellen Stand der ökonomischen Diskussion gibt. Politische Parteien verschmelzen sich öfters über zweifelhafte Ideen. Als Beispiel ist die Laffer Curve zu erwähnen. Aber Krugman betont, dass er sich nicht an eine Zeit erinnern kann, wo die wirtschaftliche Doktrin einer politischen Partei sich derart von der Realität entfernt hat.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises fühlt sich wie schockiert, in welchem Umfang die republikaner-gerichteten Ökonomen, die es ja hätte besser wissen sollen, ihre Glaubwürdigkeit für die offiziellen Täuschungen der Partei aufgeben.

Zum Teil reflektiert es ohne Zweifel das breite Abgleiten der Partei in die eigene Insel des geistigen Universums. Grosse Teile der GOP lehnen z.B. Klimawissenschaft ab und sogar auch die Theorie der Evolution, erklärt Krugman. Warum soll man also Nachweise dafür erwarten, die für die ökonomischen Ansichten der Partei eine Rolle spielen?

Und es reflektiert auch die politische Notwendigkeit für die Rechten, alles Schlechte dem Präsidenten Obama in die Schuhe zu schieben. „Mach dir nichts aus der Immobilienblase, der Explosion der Verschuldung und der Finanzkrise. Aus Sicht eines konservativen, freie-marktwirtschaft-predigenden  Präsidenten ist alles Schuld der Demokraten im Weissen Haus“, legt Krugman dar.

„Aber gute Politik kann sehr schlechte Politik werden. Die Wahrheit ist, dass wir in diesem Schlamassel sind, weil wir zu wenig Regulierung hatten, nicht zu viel. Und nun ist eine der beiden grossen Parteien entschlossen, die Fehler, die die Katastrophe versursacht haben, zu verdoppeln“, fasst Krugman als Fazit zusammen.

1 Kommentar:

Johannes hat gesagt…

Es ist immer interessant die Kommentare von Krugman zu lesen. Besonders dann, wenn er sich auf Keynes beruft. Dieser Keynes der selbst nicht viel von seinen Thesen hielt, wie er in Gesprächen mehrmals erklärte. Den Inhalt bitte bei Felix Somary nachlesen. Auch dass Keynes von renommierten Bankiers bereits in den fünfziger Jahren widerlegt wurde, ist für Krugman kein Grund immer wieder Keynes zu zitieren. Es war L Albert Hahn der in seinen Büchern mehrmals die Thesen von Keynes als bereits widerlegt darstellt.
Während Krugman die Kritiker mit der Realität konfrontierte, unterlässt er es gekonnt bei Keynes.
Das ist einem Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften nicht würdig.