Freitag, 19. August 2011

Wirtschaft verwandelt sich in Japan


Während der private Verbrauch angesichts der abnehmenden Reallöhne stagniert und die Unternehmen wegen der mangelhaften Nachfrage nicht investieren, verordnen Merkel und Sarkozy noch strengere Sparmassnahmen für das Euroland: Lohnkürzugen, Abbau von Sozialleistungen und Schuldenobergrenze mit Verfassungsrang. Und die Aktien- und Anleihemärkte reagieren darauf, weil aus der Wirtschaftsflaute eine Kleine Depression zu werden droht.

„Es sieht wirklich schrecklich aus. Entscheidend ist, dass alles auf eine falsche Art und Weise schrecklich aussieht. Die öffentliche Debatte ist gänzlich mit dem Thema Defizit, Defizit, Defizit in Gedanken verloren. Angeblich hat sich eine Krise heraufgezogen, in der mit dem Angriff der Bond Vigilantes zu rechnen war“, schreibt Paul Krugman in seinem Blog.

„Es ist aber so, dass die Märkte nicht um das Haushaltsdefizit, sondern um das Wirtschaftswachstum besorgt sind. Die Märkte befürchten nicht einen verschwenderischen Umgang mit der Fiskalpolitik (fiscal profligacy), sondern die rigorosen fiskalischen Sparmassnahmen (fiscal austerity), während die Zinsen auf einem historischen Tiefstand verharren“, unterstreicht Krugman.

„Anstatt sich in Griechenland zu verwandeln, verwandeln wir uns in Japan, und zwar viel schlimmer. Und die Politik wiederholt den Fehler von 1937“, hält der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

„In der Vergangenheit hat man sich mit dem Hinweis auf die Unwissenheit ausreden können. In den 1930er Jahren gab es keine grundlegende Makroökonomie. Auch in  Japan in den 1990er Jahren konnte man argumentieren, dass es lange Zeit in Anspruch genommen hat, zu realisieren, dass die Liquiditätsfalle in der modernen Welt eine reale Möglichkeit ist“, erklärt Krugman.

Wir sind aber in die Krise mit einem recht guten Verständnis davon gekommen, was auf dem Spiel steht, wie Krugman darlegt. „Die politischen Entscheidungsträger und leider viele Ökonomen haben die Wahl getroffen, um all das zu ignorieren und auf Vorurteile zurückzugreifen“.

Fazit: Das Schlimmste daran ist, dass die Menschen, die das alles so falsch erfasst haben, nicht einmal zugegen, wie falsch sie liegen. Ganz im Gegenteil: Die Kleine Depression setzt sich weiter fort.

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