Freitag, 15. Juli 2011

Zwei Geschichten über Zinsen

Es gibt zwei verschiedene Geschichten darüber, warum Haushaltsdefizite die Zinsen in die Höhe treiben dürften, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.

„Sie sind aber nicht bei allen gleich, obwohl die Mitglieder der „Aktionsgemeinschaft Schmerz“ (pain caucus) die Unterscheidung bewusst verwischen. Und für politische Zwecke ist es ganz entscheidend, zu verstehen, wovon die Rede ist“, hebt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Die erste (1) Geschichte ist die von „crowding out“: Der Staat nimmt Kredit auf, was eine Konkurrenz mit privaten Schuldnern darstellt und die Zinsen steigen an. Das ist, wie Niall Ferguson damals behauptet hatte. Und es ist, wie Morgan Stanley argumentierte, um einen kräftigen Anstieg der Zinsen 2010 vorherzusagen.

Um fair zu sein: Es ist eine vernünftige Geschichte, wenn die Wirtschaft in der Nähe von Vollbeschäftigung ist. Aber das ist alles falsch, wenn die Wirtschaft depressiv ist und v.a., wenn sie in einer Liquiditätsfalle steckt, erklärt Krugman.

Und es schliesst auch ein grundsätzliches Missverständnis der Volkswirtschaft ein, so zu argumentieren,  wie Ferguson es getan hat, dass crowding out den Abschwung tatsächlich vertiefen würde.

Die andere (2) Geschichte betrifft die Befürchtungen in Bezug auf die Zahlungsunfähigkeit des Staates. Der entscheidende Punkt ist hier zu verstehen, dass das Defizit eines Jahres in der Praxis nicht sehr entscheidend ist, was die Zahlungsfähigkeit eines Staates angeht, was i.d.R. vom Barwert der Erlöse und der Verpflichtungen über viele Jahre hinweg abhängt. Es kommt also auf das Defizit nur in dem Mass an, dass es ein Signal über die Entschlossenheit des Staates präsentiert oder möglicherweise in dem Ausmass, dass die Verschuldung eine psychologische Schwelle darstellt, legt Krugman dar.

Es ist erwähnenswert, dass der gegenwärtige Angriff auf Italien nicht durch Nachrichten über das Haushaltsdefizit ausgelöst wurde, sondern wegen Sorgen über das Wirtschaftswachstum. Und es nimmt einen Wunder, ob strenge Sparmassnahmen (austerity) das Vertrauen wirklich wiederherstellen können. Wie auch immer sind das zwei verschiedene Geschichten. 

Eine Reihe von Defizitfalken schalten in der Strommitte Geschichten ein, ohne es zuzugeben. Das sind crowding out-Typen, die aber jetzt das Argument Zahlungsunfähigkeit anpacken, weil das Argument crowding out gescheitert ist, sich zu materialisieren, während es für die griechische Krise zutraff, aber es war Betrug.

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