Dienstag, 7. Juni 2011

Warum relative Armutsquote verringert werden soll

Die Verringerung der Armut gilt als ein zentrales Ziel einer guten Gesellschaft. Der Standard-Massstab gegen die Armut ist im Vergleich unter wohlhabenden Nationen ein relativer Massstab, schreibt Lane Kenworthy in seinem Blog. Die Armutsgrenze für jedes Land wird mit einem Prozentsatz, zumeist mit 60% oder 50% des Median Haushaltseinkommens, angegeben.

Welche Länder waren bei der Verringerung der relativen Armut in den letzten Jahrzehnten am erfolgreichsten? Und was haben sie getan?

Wie sich herausstellt, gibt es kaum einen Erfolg, zu melden. Die einzige klare Ausnahme ist Irland. Dänemark hat die Armut laut LIS-Daten (Luxembourg Income Study) ebenfalls reduziert. Aber die OECD-Daten deuten auf wenig oder gar keine Veränderung hin, legt der an der University of Arizona lehrende Wirtschaftsprofessor dar. Portugal ist eine andere Möglichkeit. Worauf ist aber dieser nahezu universelle Misserfolg zurückzuführen?

Ein relatives Mass für die Armut ist im Wesentlichen ein Mass für die Ungleichheit in der unteren Hälfte der Einkommensverteilung. Die relative Armutquote eines Landes wird laut Kenworthy hauptsächlich durch drei Dinge bestimmt: (1) Lohnungleichheit zwischen Individuen in der unteren Hälfte der Verteilung, (2) Beschäftigungsungleichheit zwischen Haushalten in der unteren Hälfte und (3) die Grosszügigkeit des öffentlichen Sicherheitsnetzes.

Die Lohnungleichheit ist in vielen Ländern ungleicher geworden, bemerkt Kenworthy. Das ist auf eine Reihe von Entwicklungen zurückzuführen, einschliesslich der Globalisierung, Deregulierung der Güter- und Arbeitsmärkte, des Rückgang der Herstellung, der Schwächung der Tarifverhandlungen und einer verstärkten Zuwanderung von Menschen mit Sprachbarrieren und/oder beschränkten beruflichen Fähigkeiten.

Der Trend bei der Beschäftigung sieht ebenfalls nicht-egalitär aus, abhängig von der Grösse und des Charakters des Anstiegs der Single-Haushalte, des Eintritt der Frauen in den Arbeitsmarkt und der öffentlichrechtlichen Bemühungen, die Beschäftigung zu fördern, erläutert Kenworthy. Staatliche Transfers haben in einer Reihe von Ländern zugenommen, aber oft nur soweit, den Anstieg der Ungleichheit im Markt auszugleichen. Und in einigen Nationen stagnieren die staatlichen Transfers oder sie sind zurückgegangen.

Kenworthy bevorzugt, das Augenmerk viel mehr nach dem absoluten Einkommen und dem Lebensstandard zu richten als nach der relativen Armut. Und der Ansatz liefert ein ganz anderes Ergebnis über den Prozess in den letzten Jahrzehnten, hebt er hervor. Dennoch ist die weit verbreitete Versäumnis der wohlhabenden Länder, bei der Verringerung der relativen Armutsquote keine Fortschritte zu erzielen, auffallend.

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