Montag, 27. Juni 2011

BIZ mag niedrige Zinsen nicht

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hebt in ihrem gestern vorgelegten Jahresbericht hervor, dass die gegenwärtige Geldpolitik auf globaler Ebene unvereinbar mit Preisstabilität ist. Die als Bank der Zentralbanken bekannte Bank fordert m.a.W. eine Erhöhung der Zinsen. Begründung: Der Anstieg der Rohstoffpreise und der Anstieg der implizierten Inflationserwartungen, die auf Zinsspreads beruhen.

Warum sind aber die Zinsen in den Industrieländern aussergewöhnlich niedrig? Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe: (1) Der Deleveraging-Prozess: Die Verbraucher und Unternehmen bauen nach wie vor Schulden ab, und (2) Der Zufluss von Kapital aus den sog. aufstrebenden Ländern, v.a. aus China in die fortentwickelten Länder.

Die BIZ bezieht sich auf den zweiten Punkt und unterschlägt den ersten Punkt. Der zweite Punkt wäre eigentlich ein Grund, die Zinsen niedrig zu halten. Nicht umgekehrt.

Paul Krugman bemerkt in diesem Zusammenhang in seinem Blog, dass die seriösen Menschen in den internationalen Organisationen entschlossen zu sein scheinen, nach einem Grund zu suchen, um eine Straffung der Geldpolitik zu rechtfertigen.

Die Daten, auf welche die BIZ sich bezieht, sind sog. nachlaufende Daten, unterstreicht Krugman. Zudem erzählen die Zinsspreads und die Rohstoffpreisinflation in der Tat völlig verschiedene Stories.

Die BIZ argumentiert im Bericht, dass Potential Output durch den Abschwung andauernd verringert wird, wodurch Langzeitarbeitslosigkeit wegen der Zerstörung des Human Capitals auf dem Wirtschaftswachstum lastet.

Die naheliegende Schlussfolgerung daraus wäre ,alles Notwendige zu unternehmen, um die Langzeitarbeitslosigkeit zu reduzieren. Aber im BIZ-Bericht findet sich dazu keine Erläuterung.

Ferner berichtet die BIZ von angeblichen Parallelen mit den 1970er Jahren. „Damals gab es eine wesentliche Lohnpreisspirale. Das trifft heute überhaupt nicht zu“, betont Krugman. 

Die BIZ geht weiter und spricht vage Warnungen darüber aus, wie niedrige Zinsen verantwortliches Handeln entmutigen. Das ist wirklich keine ökonomische Analyse, hält der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Die BIZ erfindet Regeln und erstellt in Eile Konzepte, um eine straffe Geldpolitik zu rechtfertigen. Es ist ein tiefes Drängen, um Schmerzen hinzuzufügen, schlussfolgert Krugman zu Recht. 

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