Donnerstag, 12. Mai 2011

Finanzkrise: Warum CEOs in Kernschmelze nicht erwischt wurden

Das bestimmende Merkmal des Günstlingskapitalismus (crony capitalism) ist die Fähigkeit der begünstigten Eliten, ungestraft zu plündern und das Versagen der Aufsichtsbehörden, ihre Arbeit zu tun, schreibt William K. Black in einem lesenswerten Essay („Why CEOs Avoided Getting Busted in Meltdown“) in Bloomberg. „Wir haben dies in der Finanzkrise, welche 2008 begonnen hat und in früheren Zeite, als die Savings & Loans Industrie zusammenbrach, gesehen“, unterstreicht der Rechtsprofessor an der University of Missouri, Kansas.

Im Texas Rent-a-Bank“-Skandal aus den 1970er Jahren zum Beispiel schufen zwei Rädelsführer ein betrügerisches Netzwerk von 50 Kreditgebern, welches Milliarden Dollar an Verlusten verursacht hat. Die Aufsichtsbehörden (watchdogs) haben einen der Hauptschuldigen abgesetzt und sanktioniert, aber weil die Verbrechen nicht verfolgt wurden, sind die gleichen Gauner in den 1980er Jahren wieder aufgetaucht, um es immer wieder zu tun, nur im grösseren Massstab. Falls Sie die Betrüger nicht inhaftieren, nehmen ausgeklügelte Finanzbetrügereien immer destruktiv zu.

Black verweist auf den Fall der 7 verurteilten leitenden Funktionäre im Ausfall von einem der Kreditgeber, die die Kreditklemme von 2008 vorangetrieben hat. Alle Fälle ergaben sich aus einer Untersuchung von Taylor Bean & Whitaker Mortgage Corp, beschreibt Wirtschaftskriminalitätsexperte. Der erste Versuch ereignete sich im vergangenen Monat, 6 ½ Jahre nach dem das FBI öffentlich davor gewarnte, dass es eine Epidemie des hypothekarischen Betrugs gab und voraussagte, dass es eine Finanzkrise verursachen würde, wenn es nicht eingedämmt werden würde. Der Prozess und die Verurteilung des ehemaligen Vorsitzenden Taylor Bean’s, Lee Farkas, sind 9 Jahre, nachdem er des Verbrechens verdächtigt wurde, geschehen, legt der ehem. Senior Financial Regulator während der S&L-Krise dar.

Taylor Bean war ein kleiner Hypothekenmakler in Florida, bevor der Betrug seinen Lauf nahm, als der Immobilien-Boom startete. Fannie Mae hatte Farkes für mehrere Verstösse vorgeladen, aber es wurde nie ein krimineller Verweis eingereicht, was eine Untersuchung ausgelöst hätte. Hätte Fannie Mae es getan, wäre Farkas strafrechtlich verfolgt gewesen und Taylor Bean wäre geschlossen worden, bevor es so viel Schaden angerichtet hat. Stattdessen hat sich das Geschäft expandiert. Dann ist es gescheitert und es hat eine Bank mit Kosten in Höhe von 2,8 Mrd. $ für die FDIC mit heruntergezogen. Farkas plant, in die Berufung zu gehen, berichtet Black.

Das Office of Thrift Supervision, die Nachfolger-Behörde der S&L-Regulierung, wo Black früher tätig war, hat in der aktuellen Krise keine kriminiellen Überweisungen (criminal referrals) vollzogen. Das Office of the Comptroller of the Currency und die Fed haben nur sehr wenige Verweise erteilt. Es gab bei Hypotheken- und Investmentbanken nie Verweise gegen leitende Angestellte.

Anders als im S&L-Debakel gab es keine nationale Task Force und keine umfassende Priorisierung. Dies machte es schwierig, die riesigen, betrügerischen Subprime-Kreditgeber zu untersuchen. Und es gab auch keine kriminiellen Verweise (criminal referrals) von diesen Firmen, sodass das FBI nicht einmal versuchte, sie zu verfolgen, erklärt der Autor des BuchesThe Best Way to Rob a Bank is to Own One“.

Die beiden grossen Lehren, die aus dieser Epidemie des Betrugs zu ziehen sind, dass Sie, wenn Sie nicht suchen, nichts finden und wo Sie auch hinschauen, finden Sie Betrug, so Black. Das FBI hat sich auf Retail-Banking konzentriert oder auf einzelne Kreditnehmer und Kreditgeber. Aber die grossen Probleme waren aber im Grosshandel-Geschäft geschaffen, wo die Darlehen gebündelt, verpackt, verkauft und verbrieft wurden. Weil das FBI sich relativ kleine Fälle angeschaut hat, hat es nur relativ kleine Betrügereien gefunden.

Am Schluss verweist Black auf Nobelpreisträger George Akerlof und Paul Romer, die im Jahre 1993 mit dem Titel „Looting: the Economic Underworld of Bankruptcy for Profit“ das klassische Werk geschrieben haben, in dem sie erklären, wie Bank CEOs den institutionalisierten Betrug (control fraud) im Rechnungswesen verwenden, um eine „sichere Sache“ in Form von rekordhohen kurzfristigen Einnahmen zu erzeugen, die durch die Gewährung von Darlehen von niedriger Qualität generiert werden, und zwar mit einem Aufschlag, während für Risikovorsorge aber nur minimale Reserven gemacht werden. Während das Spiel dauert, erlauben die fiktiven Einnahmen dem CEO, die Bank zu plündern.

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