Donnerstag, 9. Dezember 2010

Staatsanleihen: Renditeniveau im Anstieg – Nicht wegen Bond-Vigilantes

Die Bond-Märkte sind wieder in aller Munde. Die Aufstockung von Bundesanleihen mit 2 Jahren Laufzeit ist gestern gescheitert. OK, man muss nicht gleich übertreiben. Aber die Versteigerung verlief einfach enttäuschend. Bei der Wiederaufnahme (re-opening, d.h. Aufstockung) einer zweijährigen Bundesschatzanweisung hätten 5 Mrd. Euro versteigert werden sollen. Verkauft wurden lediglich 4 Mrd. Euro. Das gilt technisch nicht als gescheitert. Die bid-to-cover Quote betrug wegen der reduzierten Zuteilung 1,1 bei einer Rendite von 0,920% im Durchschnitt. Aber es sieht auch mit diesem Betrag sicherlich nicht gut aus. Viele Marktteilnehmer hatten nämlich mit einer besseren Auktion (Nachfrage) als mit den vergangenen, die als Bund-Flops bezeichnet wurden, gerechnet. Es handelt sich dabei um die dritte Auktion (10- und 5-jährige Papiere) in Folge, die Erwartungen nicht erfüllt hat. Die Investoren trennen sich offenbar von Bundesanleihen, sodass die Rendite der Bundesanleihe gestern laut Bloomberg erstmals seit Mai 2010 auf 3% geklettert ist. Mit 3,03% wurde sogar der höchste Wert gemessen. Ende August hatte die Rendite noch mit 2,1% ein Rekordtief verbucht.


Bundesanleihen (10 Jahre), Rendite, Graph: Bloomberg.com

Aber auch amerikanische Staatsanleihen gerieten gestern unter Verkaufsdruck. Die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit ist um 11 Basispunkte auf 3,24% gestiegen. Die Risikoprämien an der EU-Peripherie haben sich gestern verringert. Begründung: Die zunehmende Zuversicht auf Verbesserung der weltweiten Wachstumsaussichten. Zur Erinnerung: Zu Beginn des Jahres lag die Anleiherendite in Deutschland noch auf 3,4%. Das bedeutet, dass die Renditen an den Anleihemärkten sich nun an das Niveau im Sommer annähern. Die Warnungen vor Bond-Vigilantes sind daher abwegig, wie Paul Krugman in seinem Blog hervorhebt. Seit die aktuellen Daten eine etwas stärkere Erholung der Wirtschaft nahelegen, haben die Renditen vor ein paar Wochen begonnen, zu klettern. Wahrgenommen wird also eine stärkere, aber nicht eine starke Erholung, erklärt Krugman mit Nachdruck, weil wir noch Jahre mit einer hohen Arbeitslosigkeit rechnen müssen. Allerdings erwartet Krugman keine rosige Zukunft, weil die Bush-Steuersenkungen durch den Obama Steuer-Deal permanent gemacht werden. Die verewigten Bush-Steuersenkungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Finanzkrise irgendwo auf der ganzen Linie, so Krugman. Das ist aber derzeit kein Thema, um das sich die Märkte kümmern.


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