Dienstag, 26. Oktober 2010

Zwangsvollstreckungen: Was ist zu tun?

The Economist fragt, ob die Regierung die Banken ermutigen soll, die Hypotheken, die „unter Wasser“ sind, abzuschreiben? Wenn ja, wie? „Unter Wasser“ bedeutet, wenn der Hauswert inzwischen geringer ist als das Darlehen. „Solange für den Steuerzahler keine Kosten entstehen, sicher, warum nicht“, antwortet Mark Thoma. Er ist überzeugt, dass eines der grossen Probleme mit dem Rettungspaket die Wahrnehmung ist, das diejenigen, die es nicht verdienen, Hilfe bekommen und diejenigen, die es verdienen, die Zeche zahlen müssen, erklärt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftprofessor. Es ist für typische Haushalte schwer, zu sehen, wie die Bailout solche Leute bevorzugt. „Um ähnliche Problem zu vermeiden, müssen diejenigen, die die Rechnung präsentiert bekommen, überzeugt werden, dass sie davon durch die Linderung der Rezession profitieren, wenn Anreize geschaffen werden sollten, die Hypotheken, die unter Wasser sind, abzuschreiben“. Das ist aber eine schwierige Aufgabe, betont Thoma.


Cartoon: Nate Beeler, (h/t The Big Picture)

In jedem Fall, wenn es Kosten für den Steuerzahler bedeutet, dann betrachtet Thoma es nicht als die bestmögliche Nutzung der Staatsgelder. Eine höhere Priorität sei, Bundesstaaten und lokalen Behörden zu helfen, damit Arbeitsplatzabbau vermieden wird. Zusätzliche Ausgaben für die Infrastruktur würde mehr Vorteile bringen, legt Thoma dar.

Es ist schwierig, über Zwangsvollstreckungen zu schreiben, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog zum Thema unabhängig davon. Es ist aber klar, dass es massive Zuwiderhandlungen auf der Seite der Banken gegeben hat. Aber es ist nicht leichter, zu sagen, was getan werden soll. „Eines ist jedoch klar: Das Hauptargument, ein Auge zuzudrücken und alles zu unterlassen, ist falsch“, so Krugman. „Das Argument, dass wir die Zwangsvollstreckungen fortfahren lassen sollen, weil es wichtig sei, dass diese Häuser beschlagnahmt und verkauft werden, damit das Chaos abgeräumt ist, hört sich vernünftig an, aber es sieht nicht ein, was mit Immobilien, die von Zwangsvollstreckung betroffen sind, geschieht“, erklärt Krugman. Die Tatsache ist, dass eine überraschend hohe Zahl der Häuser nicht verkauft werden. Es gibt eine riesige Schatten-Bestandsaufnahme an Häusern („shadow inventory“), die zwar beschlagnahmt worden sind, aber nicht verkauft werden, argumentiert Krugman. Wenn die Service-Agenturen wollen, dass die Immobilien verkauft werden, und das Problem behoben wird, dann sollen sie sie „leerverkaufen“ (short sales) lassen. Das heisst, dass die Hausbesitzer das Grundstück verkaufen sollen und die Erlöse aushändigen. Es gibt viele Leerverkäufe. Aber es gibt viele Fälle, in denen die Leerverkäufe verweigert werden und Zwangsversteigerungen stattfinden. Der offizielle Grund für die Abneigung gegen Leerverkäufe ist das Potenzial für Betrug, erklärt Krugman. Der Hausbesitzer verkaufe das Haus billig an einen Vetter oder was auch immer. Aber wie schwer ist es, diesen Betrug zu überwachen, um zumindest grobe Missbräuche zu vermeiden?, fragt der Nobelpreisträger. Ein Haus billig zu verkaufen ist immer noch ein besseres Angebot für den Kreditgeber als ein Haus, das überhaupt nicht verkauft wird. Ferner bedeutet ein Leerverkauf, dass die Kreditgeber ihre Verluste eingestehen müssen, während ein leer ausgeschlossenes Haus zu einem unrealistischen Wert in den Büchern steht.

Exkurs:

Real Estate Short Sales

Wenn der Hausbesitzer mehr schuldet als das Haus Wert ist, dann muss das Eigentum leerverkauft werden. Ein Leerverkauf (short sale) bedeutet, dass der Hausbesitzer das Haus verkauft, und zwar zu einem niedrigeren Preis, als seine Schulden. Dann geht er zum Kreditgeber und lässt den Verkauf des Hauses von ihm bestätigen.

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