Freitag, 15. Oktober 2010

Zu hohe Arbeitslosigkeit – Zu niedrige Inflation

Ben Bernanke, der Präsident der US-Notenbank (Fed) hat heute in einer Rede („Monetary Policy Objectives and Tools in a Low-Inflation Environment“) in Boston, Massachusetts eine weitere Lockerung der Geldpolitik angedeutet. Er sagte, dass angesichts der „zu hohen“ Arbeitslosigkeit und der „zu niedrigen“ Inflation anscheinend einen „Fall für weiteres Vorgehen“ gibt.

Ausblick für Inflation

Die Kerninflation tendiert im Allgemeinen abwärts. Zum Beispiel ist der Kern PCE von rund 2,5% in den früheren Phasen der Rezession auf eine jährliche Rate von rund 1,1% gefallen, erklärt Bernanke. Die deutliche Mässigung der Preisanstiege seien in vielen Kategorien der Konsumausgaben weit verbreitet.


US Consumer Price Index, month, Graph: BLS, Oct. 15, 2010

Ben Bernanke befasst sich in diesem Abschnitt auch mit der Frage, ob das hohe Niveau der Arbeitslosigkeit mit „strukturellen Schwierigkeiten“ zu tun hat. Das Tempo des Strukturwandels ist nicht mehr als normal, erläutert Bernanke. Hinzu kommt, dass die früheren Rezessionen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zu einem Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit geführt zu haben scheinen. Viele Ökonomen führen dies auf die relative Flexibilität des US-Arbeitsmarktes zurück, so der Fed-Chef. Bernankes Einschätzung nach ist die scharfe Kontraktion der wirtschaftlichen Aktivitäten grösstenteils für den Anstieg der Arbeitslosigkeit seit Beginn der Rezession verantwortlich. Das hat mit der anhaltend schwachen aggregierten Nachfrage zu tun, nicht mit strukturellen Faktoren, hält Bernanke fest.

Fazit: Langfristige Inflationserwartungen bleiben stabil.

Ziele der Geldpolitik

Klare Kommunikation über die langfristigen Ziele der Geldpolitik ist zu allen Zeiten vorteilhaft, v.a. ist es aber besonders wichtig in einer Zeit der niedrigen Inflation und der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten wie in der Gegenwart, hebt Bernanke hervor. Die Fed hat den gesetzlichen Auftrag (dual mandate), maximale Beschäftigung und Preisstabilität zu fördern und die Erläuterung, wie die Fed arbeitet, um diese Ziele zu erreichen, spielt eine entscheidende Rolle für die geldpolitische Strategie. Es sei offensichtlich, dass keines der beiden Ziele isoliert betrachtet werden, so Bernanke. Der geldpolitische Ausschuss (FOMC) der Fed habe deswegen einen sinnvollen Rahmen gefunden: „langsfristig nachhaltige Arbeitslosenquote“ und „mit Mandat konsistente Inflationsrate“. Die „langfristig nachhaltige Arbeitslosenquote“ ist die Arbeitslosigkeit, welche die Wirtschaft aufrechthalten kann, ohne nach oben und unten Druck auf die Inflation auszuüben. „Weil eine gesunde Wirtschaft die Zerstörung und die Schaffung von Arbeitsplätzen zulassen muss, wie die Bewegungen von Arbeitnehmern zwischen den Arbeitsplätzen und dem „in und out“ vom Erwerbsleben, ist die langfristig nachhaltige Arbeitslosenquote grösser als Null“, erklärt Bernanke. Das gelte auch für die „mit Mandat konsistente Inflationsrate“, die nicht unbedingt Null ist, so der Fed-Chef.

Der geldpolitische Ausschuss (FOMC) der Fed habe im allgemeinen festgestellt, dass eine leicht positive Inflationsrate auf längere Sicht mit den doppelten Mandat der Fed am besten konsistent sei. Aus diesem Urteil können mehrere Begründungen bereitgestellt werden, einschliesslich eine aufwärtsgerichtete Grundrichtung („fed bias“) bei der Messung von Inflation, erläutert Bernanke. Eine Begründung, die heute besonders relevant sei die Aufrechterhaltung eines „Inflation Buffer“, d.h. einer durchschnittlichen Inflationsrate von grösser als Null, was ein etwas höheres, durchschnittliches Niveau von Nominalzinsen zulassen würde, so Bernanke. Das würde der Fed einen grösseren Spielraum zur Verfügung stellen, die Fed Funds Rate zu reduzieren, wenn es notwendig wird, um die Wirtschaft anzukurbeln. Eine leicht positive Inflationsrate reduziert auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft in eine Deflation gerät, welche u.U. zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen führen würde.

Fazit: Die Arbeitslosigkeit ist „zu hoch“. Die Inflation ist „zu niedrig“. Der gelpolitische Ausschuss der Fed ist vorbereitet, wenn nötig, zusätzliche Akkommodation zu bieten, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen und die Inflation im Lauf der Zeit wieder auf ein Niveau zurückzubringen, welches mit dem Fed-Mandat vereinbar ist. 

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die unsinnigen Verknüpfung von Inflation und Arbeitslosigkeit kann man heute keinem mehr einreden.Inflationierung wurde in der Menschheitsgeschichte immer von Staaten/Herrschaftsgruppen organisiert um sich den Verpflichtungen zu entledigen und vorherige gruppennützige Umverteilungen fremden Vermögens zu kaschieren.Inhaltlich gibt es keine Korrelation zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit.

Faam