Montag, 27. September 2010

Strukturelle Arbeitslosigkeit und (fehlende) Anzeichen

Basic-Macro Lehrbücher beschreiben, wie zu unterscheiden ist zwischen Rezessionen, die durch Angebotsschocks und Rezessionen, die durch Nachfrageschocks verursacht worden sind. Man beachte die Inflation, erklärt Paul Krugman in seinem Blog. Wenn Sie Stagflation haben, mit einer zunehmenden Arbeitslosigkeit in Verbindung mit einer sich beschleunigenden Inflation, dann handelt es sich dabei um das Anzeichen eines Angebotsschocks. Wenn Sie Arbeitslosigkeit haben, mit Disinflation, dann ist es das Anzeichen eines Nachfrageschocks. Was sehen wir heute? Man müsste diese grundlegende Beobachtung heute ahnen können, wenn es starke direkte Beweise für irgendeine Art von „labor mismatch“ geben würde, argumentiert Krugman: Entlassungen in einigen Branchen kombiniert mit Arbeitskräftemangel in anderen. Hohe Arbeitslosigkeit mit einer bestimmten Art von Arbeit kombiniert mit starren Marktverhältnissen und steigenden Löhnen für andere Märkte. Hohe Arbeitslosigkeit in manchen Regionen, aber aussergewöhnlich gute Anstellungen in anderen. Keines dieser Dinge ist aber sichtbar, wie der EPI-Bericht zeigt, so Krugman.

Krugman glaubt nicht, dass die Aufregung über die strukturelle Arbeitslosigkeit einen Sinn ergibt. Es sei denn, man postuliert, dass viele einflussreiche Leute nach einer Ausrede suchen, um nicht zu handeln. „Was die Wirtschaft braucht, ist mehr Nachfrage. Sorgen Sie dafür, dann werden Sie erstaunen, wie viele es willige und produktive Arbeitskräfte gibt, die derzeit untätig sitzen“, fasst der Nobelpreisträger zusammen.

Dennoch möchte Krugman in der Debatte um die strukturelle Arbeitslosigkeit klarstellen, dass er grundsätzlich kein Problem mit der Idee habe, dass Veränderungen in der Wirtschaft vorübergehend zu einem Anstieg der natürlichen Arbeitslosigkeit (Sockelarbeitslosigkeit) führen können. Zum Beispiel war Grossbritannien um ca. 1990 nicht in der Lage, die Arbeitslosigkeit so niedrig zu halten wie in den 1960er und frühen 1970er Jahren. Der Lawson-Boom der späten 1980er Jahre hat die Arbeitslosigkeit nie unter 7% bringen können, erklärt Krugman. Doch war die Wirtschaft von einem scharfen Anstieg der Inflation begleitet. Offensichtlich begegnete die britische Wirtschaft an Geschwindigkeitsgrenzen, selbst bei relativ hoher Arbeitslosigkeit, legt Krugman dar. Und alle Arten von „mismatch“, die heute in den USA nicht sichtbar sind, waren damals in Grossbritannien sehr deutlich. „Denken Sie an Full Monty“, erinnert Krugman. Es gab grosse regionale Unterschiede in Sachen Arbeitslosigkeit. Süden und Osten ging es gut. Norden und Westen waren aber tief deprimiert. Es gab rückläufige Branchen wie Stahl, Kohle und Schiffbau in Verbindung mit einem Anstieg in dem Dienstleistungs- und Finanzsektor. Die Zeiten waren schlecht für Arbeitnehmer („blue-collar“) , aber nicht für Büro-Angestellte („white-collar“). Die entscheidende Einsicht für Amerika ist jetzt in einer gewisser Weise , dass es überhaupt nicht wie Thatchers Grossbritannien aussieht, schlussfolgert Krugman.

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