Sonntag, 12. September 2010

Makroökonomie zwei Jahre nach Lehman Brothers Konkurs

Die Finanzmärkte haben vor genau zwei Jahren historische Ereignisse erlebt. Die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers hat am 15. September 2008 Konkurs angemeldet. Die Versicherungsgesellschaft AIG wurde verstaatlicht. Während Barclays aus der Konkursmasse von Lehman einen Teil des Geschäftes in Amerika übernahm, hat die japanische Investmentbank Nomura Teile des Geschäftes in Europa und Asien erworben. Welche Gedanken begleiten aber makroökonomische Politik in diesem Marktumfeld? Als Japan in den 1990er Jahren in eine Liquiditätsfalle geriet, schrieb Paul Krugman im Dezember 1999, dass die Liquiditätsfalle, wenn sie einmal passiert ist, vermutlich auch anderswo geschehen kann. Selbst wenn Japan sich davon erholen sollte, stelle sich die Frage, wie das Land in die Falle rutschte und was dagegen zu tun ist, bemerkte Krugman damals.

Krugman betont erstens die grundlegende Logik der Liquiditätsfalle-Ökonomie, indem er analysiert, wie die moderne Makroökonomie, mit welcher er sich an das Problem anzunähern pflegt, mit der Denkweise eines eher traditionellen IS-LM-Modells in Verbindung steht und versucht, zweitens die verschiedenen alternativen Politiken in einer mehr oder weniger kohärenten Weise zu untersuchen, welche entweder verfügbar sind, oder vorgeschlagen wurden, mit Japans Liquiditätsfalle umzugehen, von Fiskal-Stimulanz bis zu unkonventionellen Offenmarktoperationen.

Krugman hat einen gebrauchfertigen Rahmen für den Schlamassel, in dem sich die Wirtschaft befindet, geliefert. Das Grundgerüst führt zu dem Schluss, dass (1) die Konjunkturstimulierung der Obama-Regierung  viel zu klein ist, (2) der enorme Anstieg der Geldbasis nicht zu Inflation führt, und (3) die Zinssätze niedrig verharren, solange die Wirtschaft trotz der staatlichen Kreditaufnahme depressiv bleibt. Das alles hat sich nun, wie Krugman sie vor rund 10 Jahren beschrieben hat, als wahr erwiesen.

Fazit: Es ist keine Tugend, an einem Modell zu hängen, welches den Realitätstest nicht besteht. Aber in diesem Fall, anders als die Wirtschaft, gut funktioniert hat, schlussfolgert Krugman. Im Gegensatz: Viele politische Entscheidungsträger und traurig, zu sagen, Ökonomen erfinden hektisch neue Modelle und Lehren, um politische Empfehlungen, die in Mode sind, zu rechtfertigen, argumentiert Krugman in seinem Blog weiter. Auch das hat der Nobelpreisträger in seinem Paper im Jahre 1999 genau antizipiert.

„Die Tragödie unseres gegenwärtigen wirtschaftlichen Schlamassels ist, dass die Lösung der Probleme nicht geheimnisvoll ist: Basic Makroökonomie, Makroökonomie, die in den vergangenen zwei Jahren gut funktioniert ist, zeigt den Weg auf“, erklärt Krugman. „Die Männer in Anzügen haben aber beschlossen, dass sie es besser wissen. Und der Abschwung geht weiter und weiter“, lautet Krugmans Fazit.

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