Donnerstag, 15. Juli 2010

Finanzkrise und die Folgen fürs Wirtschaftswachstum

The Economist fragt renommierte Ökonomen: „Werden die Finanzkrise und ihre Folgen die potenzielle Wachstumsrate der Wirtschaft vermindern?". Die Antwort ist ja, sagt Brad DeLong. Das Netto-Ergebnis der Finanzkrise wird sein, dass die weltweite durchschnittliche Arbeitslosenquote und die Kapazitätsauslastung niedriger ausfallen werden. Das bedeutet, dass die Unternehmen weniger in der Lage sein werden, Skaleneffekte („economics of scale“) in Anspruch zu nehmen. Folglich werden die Gewinne niedriger, was bedeutet, dass die Investitionsausgaben zurückgehen werden. Das bedeutet, dass das Wirtschaftswachstum niedriger sein wird, erklärt der an der University of California at Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor.

Die Arbeitslosenquote und das niedrigere Niveau von Kapazitätsauslastung werden laut DeLong aus zwei Gründen niedrig: (1) Larry Summers und Olivier Blanchard nennen es „Hysterese“ in Arbeitslosigkeit nach Rezessionen. Arbeitnehmer, die keinen Job haben, v.a. diejenigen, die für eine lange Zeit keine Arbeit haben, werden viel von ihrem marktrelevanten Humankapital verlieren. Ihre Vernetzung mit Kontakten, ihre Gewohnheiten für Pünktlichkeit, ihre Fähigkeiten am Arbeitsplatz und ihr Selbstwertgefühl werden erodieren. Die Langzeitarbeitslosen, v.a. diejenigen, die aus dem Topf der Arbeitskräfte ausgefallen sind, werden es verdammt schwer haben, an Beschäftigung wiederbefestigt zu werden. (2) Die Zentralbanken werden in Zukunft anders handeln als in der Vergangenheit.

Es gab früher drei grosse Philosophien in Sachen "Central Banking", so DeLong:

(a) Regulationism,
(b) Punchbowlism
(c) Greenspanism.

Regulationism ist, wenn die Banker darin sehr eng gebunden werden, was sie tun können und welche Investitionen sie tätigen, weil nur, wenn die Banker unter sehr engen Aufsicht gehalten werden, kann die Zentralbank es wagen, Kreditkonditionen zu lockern, um Vollbeschäftigung herzustellen.

Punchbowlism ist hingegen die Überzeugung, dass die Vorteile von Freilauf und innovativer Finanzierung den Kapitalfluss von Sparern zu den Unternehmen einfetten, und es wert ist, die Finanzmärkte zu deregulieren. Die Zentralbank muss aber die Politik des relativ knappen Geldes (kontraktive Geldpolitik) aufrechterhalten. Das war inden 1950er und 1960er Jahren, als Fed-Vorsitzender William McChesney Martin zu sagen pflegte, „vergewissern Sie sich, dass die Punsch-Schale (punchbowl) weggenommen wird, bevor die Party richtig losgeht“.

Die dritte Position ist Greenspanism. Die Zentralbanken wissen über die Wirtschaft und den Finanzsektor viel mehr als ihre Vorgänger und solange wir keine grosse Anzeichen von Verbraucherpreisinflation sehen, können wir uns einen lockeren geldpolitischen Kurs leisten, selbst im Kontext mit deregulierten Finanzmärkten. Solange die Arbeitslosen noch Mauerblümchen an den Rändern des Raumes sind, wie Alan Greenspan sagen würde, sollte die Fed nicht nur die Punsch-Schale stehen lassen, sondern die Schale auch mit dem Alkoholgehalt von 1% Zins zufüllen, in den Worten wie von Jay-Z und Missy Elliot: „let’s get the party started right! Let’s get drunk and freaky!“, erklärt DeLong.

Fazit: Die höhere strukturelle Arbeitslosenquote von „Hysterese“ und die höhere Arbeitslosigkeit von Zentralbanken unabwendbaren Zukunft der kontraktiven Geldpolitik werden auf Investitionsentscheidungen von Unternehmen für die Zukunft lasten, so DeLong schlussfolgernd.

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