Freitag, 30. Juli 2010

Deflation: Japan versus USA

Gute Nachrichten: Immer mehr Menschen bei der Fed nehmen die Deflationsgefahr im japanischen Stil ernst. Es gibt aber Ausnahmen wie beispielsweise Charles Plosser, Philadelphia Fed-Präsident. Er denke, dass die Angst vor Deflation wahrscheinlich übertrieben sei, sagte er vergangene Woche in einem Interview. Plosser zufolge sind die Inflationserwartungen „gut verankert“. „Ich stelle fest, dass 1 Mrd. $ in Bankreserven bei der Fed liegen. Es ist schwer, sich vorzustellen, eine längere Phase Deflation zu haben, während so viel Geld herumliegen“. Macht die Aussage aber Sinn? Nein, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. „Wenn wir darüber reden, japanisch zu werden, sollten wir uns dann nicht mit der japanischen Erfahrung befassen“, fragt der Nobelpreisträger zu Recht. Er präsentiert dazu die folgende Abbildung (1995 bis 2005): Die japanische Geldbasis (Notenbankgeldmenge). Das heisst, Giroguthaben der Banken bei der Fed + Notenumlauf.


Japan: Geldbasis, Graph: Prof. Paul Krugman

Das Geld liegt da und die Deflation kommt weiter voran. Das einzige, was die Verbraucher in Japan an dauerhaften Gütern kaufen, sind Safes, bemerkt Krugman, indem er sich an ein Gespräch mit Taka Ito erinnert. Wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, spielt die Geldbasis (Notenbankgeldmenge) keine Rolle.

Es lohnt sich, sich zu vergegenwärtigen, dass die letzten anderthalb Jahre eine ziemlich saubere Prüfung von alternativen Ansichten darüber geworden sind, wie die Wirtschaft funktioniert, argumentiert Krugman weiter. Wenn die Wirtschaft einbricht, das Haushaltsdefizit in die Höhe schnellt, und die Fed beginnt, in grossem Stil Wertpapiere aufzukaufen, dann gibt es zwei Arten von Ansichten: Auf der einen Seite stehen Leute, die sagen, dass das Haushaltsdefizit die Zinsen nach oben treiben und die privaten Investitionen („crowding out“) verdrängen werde. Zudem werde das gedruckte Geld zu einer höheren Inflation führen. Auf der anderen Seite stehen Leute, die sagen, dass wir in eine Liquiditätsfalle im japanischen Stil geraten sind, was bedeute, dass es (a) zu einer Ersparnisschwemme („savings glut“) kommt und das Defizit keine Verdrängung von privaten Investitionen zu Folge hat und die Zinsen niedrig verbleiben werden und dass (b) der Anstieg der Geldbasis („monetary base“) einfach dasitzen werde und (c) das Risiko Deflation ist, nicht Inflation.

Und so weit liegen die Inflationistas völlig falsch, erklärt Krugman. Die Deflationistas haben völlig recht. Das war kein Zufall, hält der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Zum grössten Teil haben die Inflationistas grundsätzlich argumentiert, dass sich nichts ändert, wenn die Wirtschaft depressiv wird und die kurzfristigen Zinsen gegen die Null-Grenze fallen. Die Quantitätstheorie des Geldes ist noch gültig und die Zinssätze reflektieren Angebot und Nachfrage im Markt für Refinanzierungen. Die Deflationistas haben gewusst, dass sich alles ändert, wenn die Wirtschaft sich in einer Liquiditätsfalle steckt. Und die jüngsten Erfahrungen zeigen, wie wahr diese Ansicht ist.

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