Montag, 28. Juni 2010

Die Dritte Depression

Rezessionen sind häufig. Depressionen sind selten, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („The Third Depression“) in NYT . Es gibt nur zwei Epochen in der Geschichte der Wirtschaft, welche als „Depression“ beschrieben werden. 1873: Deflation und Instabilität, welche der Panik von 1873 gefolgt sind und 1929-1931: Jahre der Massenarbeitslosigkeit, welche der Finanzkrise von 1929 gefolgt sind, erklärt der an der University von Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Weder die Ära der Langen Depression des 19. Jahrhunderts noch die Weltwirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts waren eine Epoche des anhaltenden Rückgangs. Im Gegenteil: Beide Zeiträume umfassen Zeitperioden des Wirtschaftswachstums. Die Erholung war aber nicht gut genug, um den Schaden des anfänglichen Abschwungs rückgängig zu machen. Gefolgt sind weitere Rückschläge, erklärt Krugman.

„Wir sind jetzt, wie ich befürchte, in den früheren Stadien einer dritten Depression“, bemerkt der Nobelpreisträger. Sie dürfte eher wie die Lange Depression als die Grosse Depression aussehen. Aber die Kosten (für die Weltwirtschaft und für die Millionen von Menschen ohne Jobs) werden enorm sein, argumentiert Krugman. Die Dritte Depression ist auf ein Versagen der Politik zurückzuführen sein. Rund um die Welt sind die Regierungen von der Inflation besessen, obwohl eine Deflation die reale Gefahr darstellt. Sie predigen von der Notwendigkeit von Sparmassnahman, obwohl unzureichende Ausgaben das reale Problem sind, legt Krugman dar.

Soweit die Rhetorik betrifft, ist die Wiederbelebung der alten Zeit der Religion am deutlichsten in Europa offensichtlich. Die Regierungen scheinen die Argumente aus den gesammelten Reden von Herbert Hoover bezogen zu haben, einschliesslich der Behauptung, dass die Ausgaben gekürzt und die Steuern erhöht werden müssen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Allerdings ist auch Amerika nicht besser dran. Die Fed scheint die deflationäre Gefahr zu erkennen. Aber sie schlägt nichts vor, um dagegen vorzugehen. Die Obama-Regierung sieht die Gefahr der vorzeitigen fiskalischen Sparmassnahmen. Aber die Republikaner und konservative Demokraten im Kongresse werden zusätzliche Unterstützung für die Bundesstaaten nicht genehmigen. Die Fiscal Austerity kommt sowieso, in Form von Haushaltskürzungen auf bundesstaatlicher und lokaler Ebene, so Krugman. Wer wird den Preis für den Triumph der Orthodoxie zahlen? Die Antwort: Millionen von Arbeitslosen, schlussfolgert Krugman.

Keine Kommentare: