Sonntag, 2. Mai 2010

Warum unterstützen Politiker Grossbanken?

Senatoren Bob Corker (Republikaner, TN) und Chris Dodd (Demokrat, CT) haben am Freitag die Idee vorgetragen, dass der Nicht-Finanzsektor riesige, komplexe und globale Banken braucht, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. „Das ist völlig falsch“, schreibt Simon Johnson in The Baseline Scenario. Selbst die grössten nicht-finanz Unternehmen wollen unter keinen Umständen alle ihre Finanzdienstleistungen aus einer Megabank beziehen. Sie möchten das Geschäft auf verschiedene Banken weit aufteilen, die in verschiedenen Dingen an verschiedenen Orten gut sind, um sich nicht der Macht einer Bank zu unterwerfen, erklärt Johnson. Konkurrenten gegeneinander ausspielen zu lassen, ist zu einem gewissen Grad immer eine gute Idee, ist Johnson überzeugt. Senator Corker ist der Meinung, dass Unternehmer heutige Megabanks brauchen. „Bitte finden Sie mir einen einzigen Unternehmer, der dieser Aussage zustimmt“, argumentiert Johnson weiter. Senator Corker betont zudem, dass Unternehmen in der Lage sein müssen, Risiken abzusichern (hedging). „Das ist ein faires Argument, aber völlig unwichtig, wie gross die grössten Banken sein sollten, hält Johnson fest.

Beide Senatoren betonen weiter, dass die grössten US-Banken nicht die grössten Banken der Welt sind. „Was hat das aber damit zu tun? Die grössten europäischen Banken befinden sich an diesem Wochenende wieder in ernsten Schwierigkeiten, „weil sie sich an der Peripherie der Euro-Zone auf unverantwortlicher Art und Weise und ehrlich gesagt dumm exponiert haben“, entgegnet Johnson. Er erinnert zudem daran, dass die grössten chinesischen Banken ein völliges Durcheinander haben, was „Corporate Governance“ und die Fähigkeit, sinnvolle Darlehen zu gewähren, betrifft. Senator Corker, der gegen eine „willkürliche Beschränkung“ der Bankgrössen ist, wird dabei von Dodd unterstützt. Das ist auffällig und erstaunlich. Schliesslich beinhaltet die vom Dodd vorgebrachte Gesetzesvorlage zur Finanzreform eine Deckelung der Bankgrössen (Abschnitt 620: Concentration Limits an Large Financial Firms). „Das ist natürlich sehr schwach, zum Teil, weil es im besten Fall nur für Akquisitionen gilt“, kommentiert Johnson. Es ist aber eine bedeutende Verwässerung der zweiten Volcker Regel. „Leider scheint das Weisse Haus, aus welchem Grund auch immer, zu knicken“, bemerkt Johnson. Larry Summers behauptet nun (ungenau), dass die meisten Beobachter denken, dass es eine schlechte Idee wäre, die Grossbanken zu zerschlagen. Die Ansicht von Corker-Dodd-Summer lehnt sich laut Johnson eng an die Linie, die Hal Scott, ein Professor an der Harvard Law School (und ein Direktor von Lazard) vertritt. Scott, der die Grossbanken favorisiert, sagte im Februar vor dem Bankenausschuss des Senats, dass „der Ausschuss nicht glaube, dass eine Grössenbeschränkung systemisches Risiko reduzieren würde. Eine Institution stellt wegen ihrer absoluten Grösse kein systemisches Risiko dar, sondern wegen ihrer Verschuldung, ihrer Derivatepositionen sowie des Umfangs und der Komplexität ihrer sonstigen finanziellen Beziehungen“. Denn das Problem sei nicht die Grösse, sondern die Vernetzung. Die Finanzreform solle sich auf die Reduzierung von „interconnectedness“ (enge Vernetzung) konzentrieren, so Scott. „Natürlich geht es um die Frage des systemischen Risikos“, erklärt Johnson. Das Risiko betrifft viele Dinge, einschliesslich die Fähigkeit der Banken (in jeder Grösse) die Regulierung zu umgehen. Aber das Risiko ist zum Teil auch eine Funktion der Grösse der Bank. Kleinere Banken sind nicht „TBTF“ und dies wirkt auf die Anreize des Managements und der Direktoren aus, führt Johnson aus. Die britische Bank RBS hatte eine Bilanzsumme von rund 1,5-fache der britischen Wirtschaft, als sie scheiterte. Als Citigroup im Herbst 2008 ausfiel, hatte sie Passiva in Höhe von 2'500 Mrd. $. „Wären unsere Probleme heute besser oder schlechter, wenn die Citi über ein Vermögen von 5'000 Mrd. $ verfügt hätte? Oder die Grösse der RBS im Verhältnis zur britischen Wirtschaft, d.h. etwa 20'000 Mrd. $?, so Johnson. Warum aber unterstützen Senatoren Dodd und Corker Grossbanken? Das alles scheint mit Wahlkampfspenden zu tun zu haben.

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