Samstag, 29. Mai 2010

US-Staatsanleihen: Der sichere Hafen im weltweiten Abschwung

Bradford DeLong befasst sich in seiner aktuellen Kolumne („Flight to Quality“) in Project Syndicate mit dem Thema „Flucht in die Qualität“, d.h. der Flucht der Anleger in den sicheren Hafen der US-Staatsanleihen. Er verweist darauf, dass die Rendite der 30-jährigen US-Treasuries auf Endfälligkeit Ende Mai bei 4,07% lag, also einen halben Prozentpunkt niedriger als zu Beginn des Monats. Das heisst, dass der Preis für 30-jährige UST um über 15% gestiegen ist. Das signalisiert einen bemerkenswerten Anstieg der Überschussnachfrage nach sicheren Finanzanlagen, bemerkt der Wirtschaftsprofessor an der University of California at Berkeley. Warum ist es wichtig? Weil der Überschussnachfrage nach Cash (oder nach hochwertigen und liquiden Anlagen) ein Überschussangebot von allem anderen gegenübersteht, wie John Stuart Mill in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts feststellte. Was Ökonomen drei Generationen später als Walras-Gesetz bezeichnet haben, ist das Prinzip, dass jeder Markt, auf dem Menschen planen, mehr zu kaufen, als erhältlich ist, durch einen Markt oder mehrere aufgewogen werden muss, wo die Menschen planen, weniger zu kaufen.


30 Y UST, Graph: wsj.com

Das haben wir im Frühherbst 2007 beobachtet, schreibt DeLong weiter. Die wachsende Überschussnachfrage nach sicheren, liquiden und hochwertigen Finanzanlagen hat ein wachsendes Überschussangebot an Waren und Dienstleistungen mit sich gebracht. Nun teilen uns die globalen Märkte mit, dass diese Überschussnachfrage nach sicheren, liquiden und hochwertigen Finanzanlagen noch grösser geworden ist, erklärt DeLong. Der grösste Teil des jüngsten Wandels ist allerdings nicht auf eine Zunahme der Nachfrage nach sicheren, liquiden und hochwertigen Finanzanlagen zurückzuführen, sondern auf einen Rückgang des Angebots: Vor sechs Monaten betrachtete man die von südeuropäischen Ländern emittierten Anleihen als hochwertig, mit denen man auf der sicheren Seite lag, hält DeLong fest. Jetzt ist davon keine Rede mehr. „Schliesslich teilt uns der Markt mit, welche Dinge wertvoll sind und gibt uns damit ein Signal, mehr davon zu produzieren, argumentiert er. Aktuell signalisieren uns die Märkte, dass US-Staatsanleihen viel wertvolle Anlagen sind, so DeLong. Staaten mit uneingeschränkter Kreditwürdigkeit sollten also laut DeLong mehr davon schaffen. Aber wieviel? „Solange es ein deutliches weitweites Überschussangebot an Waren und Dienstleistungen gibt, solange die Arbeitslosigkeit hoch bleibt und die Inflationszahlen fallen, tun sie nicht genug. Und die Kluft zwischen dem, was getan werden sollte und und was im Endeffekt getan wurde, ist im Mai deutlich gewachsen“, argumentiert DeLong.

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