Mittwoch, 5. Mai 2010

Apple, Wall Street und Finanzreform

Apple hat Ärger mit den US-Wettbewerbsbehörden. Das US-Justizministerium und die Telekomaufsicht FTC überprüfen Ermittlungen gegen den innovativen Computer- und Mobilephone-Hersteller. Grund: Beschwerden von Konkurrenten. Apple wolle Flash-Players (Multimedia-Software) aus iPhone (Handy) und iPad (Tablet-PC) verbannen. Der Konzern aus Kalifornien hat Entwicklern von sog. Apps durch Änderung von Lizenzbedingungen untersagt, andere Programmierungs-Tools als Apple-eigene einzusetzen. Bemerkenswert ist aber, „warum die FTC (Federal Trade Commission) Apple mit einer möglichen Klage wegen Missbrauchs seiner wirtschaftlichen Macht droht, aber nicht einmal eine Augenbraue hochzieht über die enormen und wachsenden wirtschaftlichen (und politischen) Muskel der JPMorgan Chase oder einer anderen vier verbliebenden Grossbanken an der Wall Street?“, schreibt Robert Reich in einem lesenswerten Essay in Huffington Post. Der ehem. Arbeitsminister der Clinton Regierung nennt es „absurd double standard“.

„Unser künftiges Wohlergehen hängt mehr von Leuten wie Steve Jobs ab, die reale Produkte, die unser Leben verbessern können, erfinden, als von Leuten wie Jamie Dimon, die Finanzprodukte herstellen, die wenig tun ausser unsere Wirtschaft drohen“, so Wirtschaftsprofessor an der University of Berkeley. „Die vier grössten US-Finanzinstitutionen sind so gross, und der Rest der Wirtschaft ist von ihnen so abhängig, dass, wenn eine von ihnen eine schlechte Entscheidung trifft, wir alle runter gezogen werden“, argumentiert Reich. Die Vermögenswerte der vier Grossbanken beträgt rund 7'000 Mrd. $, was über die Hälfte der Grösse der gesamten US-Wirtschaft entspricht. Warum also rümpft die FTC die Nase über Apple und nicht über die Wallstreet? Weil das FTC-Gesetz der Behörde erlaubt, unlautere Wettbewerbsmethoden fast überall in der Wirtschaft zu stoppen. Die einzige Ausnahme ist der Finanzsektor. Die Banken sind ausdrücklich ausgeschlossen. „Das ist ein weiterer Grund für Finanzreform“, hält Reich fest.

Fazit: Der einzige Weg, um sicherzustellen, dass keine Bank „zu gross zum Scheitern“ (TBTF) ist, sicherzustellen, dass keine Bank „zu gross“ ist, erklärt Reich. Die Grossbanken müssen aufgespalten werden. „Hände weg von Apple!“.

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