Donnerstag, 8. April 2010

Wechselkurs und Handelsbilanz im Lichte von "doctrine of immaculate transfer"

Paul Krugman erklärt in seinem Blog im Rahmen des aktuellen Währungsstreits zwischen Ökonomen mit Bezug auf die Handelsbilanz zwischen den USA und China, was unter „doctrine of immaculate transfer“ zu verstehen ist. Das Augenmerk gilt dem Argument, wonach eine Aufwertung des Renminbi das US-Handelsbilanzdefizit nicht verringern würde. Es sei denn, die US-Ersparnisse steigen. Das ist ein verführerischer Trugschluss, argumentiert Krugman. Er kann es nicht fassen, wie Steve Roach, Chairman Morgan Stanley Asia und v.a. Joe Stiglitz, der Wirtschaftsnobelpreisträger (2001) an diesem Argument hängen können. Dabei ist es eine Gleichung Wirtschaft, wie Brad DeLong bemerkt. Krugman führt an, dass die Ersparnisse nicht gegeben sind. Sie hängen u.a. vom Niveau des BIP ab, welches seinerseits durch die Handelsbilanz beeinflusst wird.


(S-I = X-M) Gleichung, Graph: Courtesy of Prof. Paul Krugman

Das Argument, dass eine Aufwertung des Renminbi die US-Handelsbilanz nicht verbessern kann, da die US-Ersparnisse fest sind, ist dasselbe, wenn man argumentieren würde, dass ein vorübergehender Anstieg der Staatsausgaben die Produktion und die Beschäftigung nicht steigern würde, weil Ersparnisse gleich Investitionen sind und Investitionen daher im gleichen Mass senken müssten. Das ist natürlich falsch aus dem selben Grund: „Wenn wir mehr ausführen und weniger einführen (bei einem gegebenen Niveau von BIP), dann würde das BIP zulegen und damit würden auch die Ersparnisse steigen, zum Teil, weil der private Sektor über mehr Einkommen verfügen würde. Warum? Zum Teil weil das Defizit zurückginge“, so Krugman.

Der Nobelpreisträger (2008) argumentiert dann weiter anhand eines jedem Wirtschaftsstudenten längst bekannten Diagramms: In der Gleichung stehen auf der einen Seite „Ersparnisse minus Investitionen“ und auf der anderen Seite „Ausfuhren minus Einfuhren“. Wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, dass die beiden Seiten der Gleichung vom BIP abhängen. Höheres BIP bedeutet also mehr Einfuhren und mehr Ersparnisse (wegen des Effekts des Haushaltsdefizits). Das Gleichgewicht ist dort erreicht, wo sich die beiden Kurven schneiden. Eine US-Dollar-Abwertung (oder eine Renminbi-Aufwertung) schiebt die (X-M) Kurve nach rechts oben. Und das verbessert sowohl die Handelsbilanz als auch das BIP.

Immer dann, wenn die Wechselkurse in Diskussionen angeschnitten werden, treten bestimmte Zombie-Trugschlüsse auf, hält Krugman weiter fest. Das Argument, dass die Wechselkurse mit internationalen Ungleichgewichten nichts zu tun haben und das Handelsbilanzdefizit eine Differenz zwischen Investitionen und Ersparnissen ist, ist schlicht ein Trugschluss, hebt Krugman hervor. Das habe John Williamson mit der Lehre von „immaculate transfer“ aufgezeigt, so Krugman.

Fazit: Um internationale Ungleichgewichte abzubauen, ist ein niedrigerer Preis für die US-Produktion notwendig. Das heisst, da die Preise „sticky“ (starr, unflexibel) sind, ist der mit Abstand einfachste Weg, um dorthin zu gelangen, eine US-Dollar-Abwertung, schlussfolgert Krugman.

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