Samstag, 21. November 2009

SIGTARP: Der AIG-Bericht (II)

Der aktuelle Bericht des Generalinspektors Neil Barofsky für das staatliche Bankenrettungsprogramm TARP hat erstaunlicherweise nicht auf ein grosses Echo gestossen. Nur weil vieles im Vorfeld ohnehin bereits bekannt war? Das kann doch nicht sein. Es geht schliesslich um mehr als 700 Mrd. $, die quasi als Geschenk an Grossbanken und das unfähige Management der betreffenden Banken, welche Mist gebaut haben, verteilt wurden. Und die Wirtschaft steckt heute nach wie vor in einer desolaten Lage. Paul Krugman befasst sich in seiner Kolumne in NYT vom Freitag noch einmal mit der Rettungsaktion der AIG von 2008. Der Kern des Berichts ist, dass die Regierungsbeamten nicht einmal den Versuch unternommen haben, von den Banken Zugeständnisse herauszuholen, hält er fest.

Alle Grossbanken, welche hochspekulaltive Wertschriften (sog. „toxic assets“) gekauft haben, haben sich mit CDS (Credit Default Swaps) gegen den Zahlungsausfall bei AIG, dem Versicherungsunternehmen versichert. Die Banken haben dem Versicherer jedes Vierteljahr eine Prämie für das Risiko einbezahlt. Die AIG war aber am Schluss nicht in der Lage, die Käufer von CDS (Derivate, d.h. abgeleitete Produkte) zu kompensieren. Die Steuerzahler haben dann die vereinbarten Summen, obwohl Swaps ein Nullsummenspiel sind, jeweils an die Grossbanken überweisen müssen.

Warum werden aber Banker vor den Folgen ihrer eigenen Fehler geschützt, fragt Krugman. Grund: „too interconnected“. Das globale Finanzsystem stand vor der Kernschmelze. AIG nicht zu retten, würde bedeuten, das Finanzsystem über den Abgrund fallen zu lassen. Also wurden Versprechen der AIG zu Verpflichtungen der Steuerzahler umgewandelt.

Gab es aber keinen Weg, die Verpflichtungen bzw. die Belastungen für die Steuerzahler zu reduzieren, fragt Krugman weiter. Die Grossbanken waren nicht bereit, „haircut“ zu akzeptieren. Ende der Story.

Wäre das Ganze aber nicht anders verlaufen, fragt Krugman nochmals. Manche Kommentatoren meinen, dass die Banken sich niemals auf ein „haircut“ eingelassen hätten, unabhängig davon, was die Behörden gefordert hätten. „Das ist aber eine naive Sicht von der Art und Weise, wie die Wall Street funktioniert“, schreibt Krugman. Die Bear Stearns hatte bei der Rettungsaktion von LTCM von 1998 jede Mithilfe geweigert. Es wird daher angenommen, dass die Bear Stearns zehn Jahr später deswegen vor dem Scheitern nicht gerettet worden ist. „Die Regierungsbeamten hätten also die Banker zu einem besseren Deal aufrufen können, indem sie zugleich gedroht und das Kind beim richtigen Namen genannt hätten, falls manche sich weigern würden, mitzumachen“, bemerkt Krugman. „Die scheinbar sichere Wahl, die die Behörden getroffen haben, hat aber inzwischen die Wirtschaft in eine ernsthafte Gefahr gebracht“, erläutert Krugman. Es bedarf mehr staatlicher Hilfe. Die Banken sind nach wie vor schwach. Das Kreditwesen ist straff. Der Finanzsektor erwartet verzweifelt mehr Regierungshilfe, hebt Krugman hervor. Die Behörden haben v.a. Vertrauen verspielt, schlussfolgert Nobelpreisträger für Wirtschaft.

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