Dienstag, 13. Oktober 2009

Wirtschaftsnobelpreis: Wer braucht Grossbanken?

Auch das Nobelpreiskomitee schlägt in dieselbe Kerbe. Die Modelle der neoklassischen Ökonomie haben kläglich versagt. Geehrt werden also mit dem diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis keine Mainstreamökonomen, sondern Elinor Ostrom und Oliver Williamson, die nach Lösungsansätzen für Marktversagen untersuchen. Williamson beschäftigt sich mit Unternehmen. Er zeigt auf, warum manche Transaktionen über den Markt, andere dagegen innerhalb von Unternehmen erledigt werden. Es geht dabei um Abhängigkeiten und Kosten der Konfliktlösung. Williamson’s These ist, dass grosse Unternehmen deshalb existieren, weil sie effizient sind. Die Relevanz der Kenntnisse der beiden Wissenschaftler betrifft auch die aktuelle Finanzkrise, v.a. die Problematik „too big to fail“ (TBTF). James Kwak beschäftigt sich im The Baseline Scenario mit der Frage, „warum wir grosse Banken brauchen?“

Das Pro-Argument lautet: „Sie bieten eine Reihe von Vorteilen auf der ganzen Welt. Wir haben eine globale Wirtschaft und diese Institutionen können mit dem Finanzgeschäft der Welt umgehen. Sie können das Finanzgeschäft von grossen, Nicht-Banken Unternehmen wie z.B. GE, J&J usw. erledigen. Diese Unternehmen brauchen Grossbanken, damit ihre komplexen Transaktionen verarbeitet werden können. Eine Zerschlagung von Grossbanken würde bedeuten, dass Unternehmen entmutigt werden, ihr „American Dream“ zu verwirklichen“, hart zu arbeiten, Geld zu verdienen, und zu wachsen“. Das Contra-Argument: Kwack erinnert daran, dass das „American Dream“ sich nicht auf Unternehmen, sondern auf Individuen bezieht und es keine bestimmte Unternehmensgrösse impliziert. „Es gibt Situationen, in denen Ihre Produkte viel besser sind als alle anderen und Ihr Unternehmen als Folge davon gross wird. Zum Beispiel Google. Aber Citigroup ist das „American Dream“ von niemandem, erklärt Kwack. Wer in diesem Sinne von „American Dream“ redet, meint eigentlich „American Bank CEO’s Dream“, „weil wie wir gesehen haben, CEO-Entschädigungen im Finanzsektor extrem stark mit dem Vermögen korrelieren“, hält Kwack fest. Das Argument „wir brauchen Grossbanken, da sie weltweit Dientsleistungen bieten“, zählt also nicht. Das ist lachhaft. „Wie global ist eigentlich Bank of America?“, fragt Kwak. Bis es Merrill Lynch gekauft hat, war es ein Zwerg im Vergleich zum z.B. Morgan Stanley, fügt er hinzu. Wie global ist Wells Fargo? Was verstehen die Befürworter unter „global services“? Ein Unternehmen wie GE hat bestimmt tausende von Bankkonten verteilt auf der ganzen Welt. Die Idee „one-stop shop“ hält also nicht stand. Auch das Argument „global transaction“ überzeugt nicht. Zum Beispiel in Sachen „debt offering“. J&J hat 2008 am internationalen Kapitalmarkt 1,6 Mrd. $ aufgenommen. Das Geschäft wurde abgewickelt von: Goldman Sachs, JP Morgan, Citi, DB, BoA, Morgan Stanley, Williams Capital Groups, BNP Paribas, HSBC, Mitsubishi UFJ und RBS Greenwich Capital. Es waren also 11 Investmentbanken beteiligt, mit Standorts in fünf Ländern. Wenn also hart auf hart kommt, sind die Grossbanken der Aufgabe nicht gewachsen. Das bedeutet, dass die grossen Unternehmen, die das Sagen haben, die Transaktion gern auf mehrere Banken aufteilen. Nach dem Motto, es ist besser, mehrere Lieferanten zu haben, als einen einzigen. So können die Banken im Wettbewerb gehalten werden. Das ganze Argument, dass globale Unternehmen massive Banken brauchen, hört sich zwar plausibel an, aber nur bis man beginnt, darüber nachzudenken.

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