Mittwoch, 24. Juni 2009

Bailout Nation: Wall Street auf dem Holzweg

Wie ist die US-Wirtschaft in diese Situation hineingerutscht? Das Finanzsystem stand kurz vor einer Kernschmelze. Die Börse stürzte ab. Immobilienmarkt ist unter Wasser geraten. Eine Vielzahl von Grossunternehmen hängt am staatlichen Tropf. Wie ist es möglich, dass aus der „Ownership-Society“ eine „Bailout-Nation“ geworden ist, wo Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden? Barry Ritholtz, CEO und Direktor von „Equity Research“ bei „FusionIQ“ setzt sich in seinem neulich erschienenen und mit hervorragenden Abbildungen beschmückten Buch mit diesen Fragen energisch auseinander. Ritholtz liefert im historischen Vergleich eine schonungslose Abrechnung mit dem „Road Map“ davon, wie Gier und das „billige Geld“ die Wall Street korrumpiert und die Weltwirtschaft zum Absturz gebracht haben.



Ritholtz beschäftigt sich in einem kurzen, aber bemerkenswerten Kapitel mit der Entwicklung der Beschäftigung nach dem Ende der letzten Rezession, die in den USA von März bis November 2001 gedauert hat. Der Abschwung fiel eigentlich verhältnismässig milde aus. Die US-Wirtschaft reagierte aber auf massive Stimulus-Massnahmen kaum. Das Wachstum der Anzahl der Beschäftigung ausserhalb der Landwirtschaft verlief kraftlos. Im III. Quartal 2006 gab es lediglich 3,5% mehr Jobs als am Ende der Rezession. Der Zuwachs der um die Inflation angepassten Reallöhne war flach, ja sogar negativ. Die Schaffung von Arbeitsplätzen war im Erholungszyklus zwischen 2002 und 2007 das schlimmste seit dem II. Weltkrieg. Ritholtz zeigt auf, dass zwischen November 2001 und April 2005 43% der neu geschaffenen Jobs auf das Konto des Immobilienmarkts geht. Anhand des sog. „Wealth Effect“ (Vermögenseffekt) erläutert er weiter, welche Relevanz der private Verbrauch, der auf „home equity“ basiert, für die amerikanische Wirtschaftsleistung hat. Ein Anstieg des Hauswertes um 100 $ steigert den privaten Konsum um 9 $. Mehr als doppelt so hoch wie der Wealth Effect, der sich bei Aktien entfaltet. Kurzum dürfte die gegenwärtige Krise noch lange auf Realwirtschaft lasten. Die konjunkturelle Erholung wird allem Anschein nach sehr langsam von statten gehen. Barry Ritholtz bietet heute eines der beliebtesten Economic Blogs (www.ritholtz.com/blog/) auf der ganzen Welt. Das Buch ist empfehlenswert.

Keine Kommentare: