Freitag, 31. Oktober 2008

Das Ende der Finanzmärkte – und deren Zukunft

Buchbesprechung*:

George Soros: Das Ende der Finanzmärkte – und deren Zukunft. Die heutige Finanzkrise und was sie bedeutet. FinanzBuch Verlag, München. 2008.


Es war die ausserordentliche Kreditexpansion, die die Wirtschaft angekurbelt hat. Es ist daher logisch, dass die Kreditverknappung nun negativ auf die Realwirtschaft auswirkt. George Soros meint aber, dass „auf einen langen, sich stetig beschleunigenden Konjunkturaufschwung ein kurzer und heftiger Abschwung folgt“. Diese Entwicklung sollte seiner Einschätzung nach innerhalb eines Jahres durch sein.


Der Auslöser der Krise ist bekannt: Die fremdfinanzierte Anlagenblase. Das Konzept der Verbriefung hat zu einem exzessiven Einsatz von Fremdfinanzierung geführt. Das Wachstum der Finanzmärkte wurde mithilfe von neu entwickelten strukturierten und synthetischen Instrumenten vorangetrieben. George Soros, einer der erfolgreichsten Hedge-Fonds-Manager und wohhabensten Menschen der Welt präsentiert in seinem neuen Buch die Ursachen der Krise und legt leidenschaftlich dar, wie es zu dem gegenwärtigen Finanzdebakel kommen konnte. Als theoretischen Rahmen dazu stützt sich Soros auf die von ihm selbst entwickelte „Reflexitätstheorie“ ab. Als Ausgangspunkt dient aber die Theorie des vollkommenen Wettbewerbs, den er kategorisch ablehnt. Weil die Finanzmärkte seiner Erfahrung nach nicht zwingend zum Gleichgewicht tendieren, „sich selbst überlassen, verfallen sie leicht in solche Extreme wie Euphorie und Verzweiflung“. Das masslose Vertrauen in den Mechanismus der Märkte nennt Soros „Marktfundamentalismus“, was vor den 1980er Jahren als „Laissez-faire Politik“ bekannt war. Es wurde v.a. während der Ära Reagan in den USA und Margaret Thatcher in Grossbritannien zu einem beherrschenden Glaubensbekenntnis, ergänzt Soros unumwunden. Unter dem Einfluss des Marktfundamentalismus haben laut Soros die Finanzbehörden die Kontrolle über die Finanzmärkte verloren. Denn wenn sie erwarten, dass der Markt eigene Exzesse selbst korrigiert, halten sich die Aufsichtsbehörden zurück und die Politik verzichtet auf die Regulierung. Auf diese Weise ist die Spekulationsblase auf den Immobilienmarkt entstanden. Gefördert wurde dieser Prozess durch drei Haupttrends: 1) Die Kreditexpansion (steigende Beleihungssätze), 2) Die anhaltende Globalisierung der Finanzmärkte und 3) Der fortschreitende Abbau der Finanzvorschriften (Verfall von Aufsicht und Regulierung). Ein topaktuelles, locker geschriebenes und zugleich spannendes Buch zum Verständnis der anrollenden Finanzmarktkrise. Lesenswert.

Cezmi Dispinar

* erscheint in der Ausgabe 208 vom 31. Oktober 2008.

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